Atmosphärische und spannende Krimi-Unterhaltung, sehr lesenswert!

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Inhalt
Leutnant Valeria Ravelli arbeitet in Zürich in einer Abteilung zur Bekämpfung des Organisierten Verbrechens. 21 Jahre, nachdem sie ihr Heimatdorf Eigerstal in den Schweizer Alpen für immer verlassen hat, wird sie von ihrem Jugendfreund Elias Mattei kontaktiert. In Eigerstal ist ein junges Mädchen, seine Nichte Nora, verschwunden, im Wald hat man einen brutal getöteten Hirsch aufgefunden, auf einem Felsen am Fundort hat jemand die Zeichnung eines steinbockähnlichen Teufels hinterlassen. Diese Vorfälle erinnern an einen schrecklichen Fall, der sich vor 21 Jahren in Eigerstal unter ähnlichen Vorzeichen abgespielt hat: Damals wurden drei vierzehnjährige Mädchen, darunter Valeria, entführt. Ihre beiden besten Freundinnen Sophie und Stephanie wurden ermordet, nur Valeria überlebte, sie konnte sich jedoch nie daran erinnern, was während der Zeit ihrer Entführung passiert war. Die Polizei verdächtigte Xaver Baumann, einen leicht geistig behinderten jungen Mann, dem man die Morde aber nicht nachweisen konnte. Die Dorfbewohner sind dagegen seit 21 Jahren davon überzeugt, dass in den Wäldern um Eigerstal der Teufel umgeht, zumal in den letzten zwei Jahrzehnten in der Gegend überdurchschnittlich viele Tiere und Menschen an Krankheiten gestorben sind.
Valeria beschließt, sich den Dämonen ihrer Vergangenheit zu stellen und alles zu versuchen, um die junge Nora zu retten…

Beurteilung
„Waldeskälte“ besticht durch einen überaus atmosphärischen Erzählstil, die anschaulichen Landschaftsbeschreibungen der dunklen, feuchten und nebelverhangenen Wälder um Eigerstal schaffen eine bedrohliche Kulisse, vor der sich eine spannende und stellenweise unheimliche Handlung vollzieht. Etwas gewöhnungsbedürftig sind zunächst die Passagen, in denen Valerias Gedanken in der zweiten Person Singular ausgedrückt werden, wie z.B. „Jemand verfolgt dich, jemand ist hinter dir her.“.
Parallel zum ansässigen Kommissar Birkner ermitteln Valeria, Elias und Chloe Munston, eine schon damals involvierte Kommissarin, im aktuellen Vermisstenfall sowie dem cold case. Valeria, Chloe und Elias glauben nicht, dass es sich bei der schaurigen Gestalt mit Geweih, die wiederholt nachts in den Wäldern um ein stillgelegtes Bergwerk gesichtet wird, um den Teufel handelt, sie vermuten vielmehr, dass es sich um einen oder mehrere sehr menschliche Täter handelt, deren Motive sie herausfinden müssen. Dazu ist es unerlässlich, dass Valeria sich an die verdrängten Erlebnisse erinnern kann. Zu diesem Zweck begibt sie sich allein in die Wälder und folgt den Pfaden ihrer Jugend – ein Vorgehen, das in seiner Leichtsinnigkeit nicht sehr realistisch wirkt!
Die Charaktere der Romanfiguren sind gut und weitgehend glaubwürdig ausgearbeitet, auch der Kriminalfall, dessen Aufklärung nicht zu früh absehbar ist, ist intelligent konstruiert und in Bezug auf die Motivlage durchaus aktuell.

Fazit
Atmosphärische und spannende Krimi-Unterhaltung, sehr lesenswert!