Ein menschliches hoffnungsvolles Buch !

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Wanda ist zwölf und hat bereits zu viele Abschiede erlebt. Pflegefamilien, Heime – immer wieder wird sie weitergereicht, nie gewollt. Als ihre letzte Hoffnung erneut zerbricht, beschließt sie, das Heft selbst in die Hand zu nehmen. Sie reißt aus und findet ausgerechnet inmitten der hektischen Großstadt einen geheimen Unterschlupf – und mit ihm eine bunte Gemeinschaft von Menschen, die genauso verloren, verträumt und verletzt sind wie sie selbst.

Annika Scheffel gelingt mit Wanda ein feinfühliges, warmherziges und zugleich politisches Jugendbuch, das große Themen mit poetischer Leichtigkeit verwebt: Heimat, Zugehörigkeit, Verlust, Hoffnung – und der Glaube daran, dass Veränderung möglich ist.

Wanda begegnet Sami, einem Jungen mit einem Fluchthintergrund, der verzweifelt versucht, in der Stadt einen sicheren Platz für sich und seine Familie zu finden. Sie lernt Dora kennen, die alte Dame mit dem grünen Herzen und dem bedrohten Garten, Peri, das stille Mädchen mit einem ganz eigenen Blick auf die Welt, den freundlichen Hotelportier Jo, die Musikerin Nino und viele andere, deren Geschichten sich langsam miteinander verweben. In ihrer Mitte: Wanda, die nicht nur Zuflucht sucht, sondern schließlich selbst zum Zentrum einer Gemeinschaft wird - einer gefundenen Familie !

Parallel dazu zieht sich ein ganz anderer Strang durch das Buch und die Straßen Berlins: Eine Bärin ist aus dem Zoo entkommen – und wer sie findet, dem wird ein Wunsch erfüllt. Dieser Erzählstrang verleiht der Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre. Er macht das Buch fast fabelhaft, ohne je die Bodenhaftung zu verlieren.

Wanda ist ein leises Buch mit großer Wirkung. Es zeigt, dass jeder Mensch eine Geschichte hat, Sorgen, Träume und Ängste – und dass Mitgefühl, Solidarität und Freundschaft manchmal Berge versetzen können. Es ist voller Hoffnung, aber nicht naiv. Und es erinnert uns daran, wie wichtig es ist, einander zuzuhören – und dass Familie manchmal da entsteht, wo man sie am wenigsten erwartet.

Fazit:
Ein zutiefst bewegendes, kluges und aktuelles Jugendbuch über Ausgrenzung und Zugehörigkeit, über Menschlichkeit und das stille Heldentum des Alltags. Mit zarter Sprache und liebevoll gezeichneten Figuren ist Wanda eine literarische Umarmung – und eine wunderbare Empfehlung nicht nur für Jugendliche, sondern auch als Schullektüre. Denn es zeigt: Zusammen geht mehr. Sogar das scheinbar Unmögliche.