Sommerkrimi mit Licht und Schatten

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Als jemand, der Krimis liebt und sich bei der Wahl meiner Lektüre gern vom Setting verführen lässt, war "Was am Ufer lauert" von Lenz Koppelstätter auf den ersten Blick genau das Richtige: Sonne, Gardasee, ein Hauch von italienischem Lebensgefühl und ein mysteriöser Fall – klingt nach perfekter Sommerlektüre, oder?

Das Buch entführt uns tatsächlich sofort an die malerischen Ufer des Sees und bietet reichlich Atmosphäre: kleine Gassen, prächtige Villen, schimmerndes Wasser – man spürt fast die Hitze auf der Haut. Doch sobald die Geschichte Fahrt aufnehmen sollte, verheddert sich der Krimi ein wenig in seinen eigenen Netzen. Statt klarer Ermittlungen wird viel Wert auf die komplizierten Familienbande der Hauptfigur Gianna Pitti gelegt. Zwar kann das manchmal charmant sein, aber hier überlagern emotionale Spannungen leider oft die eigentliche Handlung.

Auch der Erzählstil ist speziell: häufige Perspektivwechsel, lange Beschreibungen und viele Nebenschauplätze – das ist Geschmackssache. Ich persönlich hätte mir einen stringenteren Plot und mehr Spannung gewünscht. Gerade bei einem Krimi will ich miträtseln und mitfiebern – das blieb hier eher aus.

Trotzdem: Es gibt auch Lichtblicke. Der schrullige Onkel Marchese bringt eine gute Portion Witz ins Geschehen, und die kleinen Details – wie das Rezept der „San Vigilini“-Kekse – sorgen für ein sympathisches Lokalkolorit, auch wenn sie manchmal etwas zusammenhanglos wirken.

Ein kleines Manko für mich persönlich war der übermäßige Gebrauch geschlechtergerechter Sprache. Prinzipiell habe ich damit kein Problem, aber wenn es den Lesefluss so sehr stört, dass man immer wieder ins Stocken gerät, dann verliert selbst der schönste Gardasee-Glanz ein bisschen an Farbe.

Fazit:
"Was am Ufer lauert" ist ein gemütlicher, stellenweise atmosphärischer Cosy-Krimi, der sich gut für entspannte Urlaubstage eignet – aber nichts für Leserinnen und Leser, die echte Hochspannung oder knallharte Ermittlungsarbeit suchen. Wer sich auf die Familiengeschichten einlassen kann und die italienische Sommerstimmung genießen möchte, wird hier nette Lesestunden verbringen.