Stimmungsvoll und spannend

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Also ein neuer Fall für die Gerichtsreporterin Gianna Pitti, drei Wochen, nachdem sie erfolgreich zur Lösung eines Verbrechens in ihrem idyllischen Ort am Gardasee beigetragen hat. Die kleine Zeitung, für die sie arbeitet, sendet sie immer wieder zu Rechercheaufträgen. Diesmal ist es anders: Ihr Vater Arnaldo Pitti, eigentlich Marchese Pitti-Sanbaldi, Inhaber eines investigativen Online-Portals, hat sich nach über einem Jahr bei ihr gemeldet und ihr einen harmlos erscheinenden Auftrag erteilt. Sie soll am Ufer des Gardasees eine Informantin treffen. Gianna hatte ihren Vater für tot gehalten und freut sich auf ein Wiedersehen.
Als sie am Ufer ankommt, findet sie die Informantin ermordet im See. Eine leere CD-Hülle zeugt vom Material, das übergeben werden sollte: Churchills Geheimnis. Diesem sind noch andere Menschen hinterher, Gianna beobachtet einen Jeep, dessen Insassen sich für sie interessieren. Zurück in der Redaktion, wird sie sofort zu einem anderen Tatort geschickt, an dem sich eine Schießerei ereignet hat. Am See verschwindet indessen die Leiche. Sie ahnt, dass die beiden Fälle zusammengehören.
Es folgen turbulente, auch gefährliche Ereignisse, die geschickt historische Fakten mit einem ‚Was-wäre-wenn‘ verknüpfen, dabei ist die Familie Giannas immer involviert: Ihre Mutter Carla, der Vater und auch der liebenswert-schrullige Onkel Francesco, bei dem Gianna seit einem Wasserrohrbruch lebt, der sich in ihrer Wohnung ereignet hat. Es geht spannend zu, ohne die Leser/innen mit allzu vielen Grausamkeiten zu konfrontieren. Und immer ist da auch eine gehörige Portion Humor in der Beschreibung der Charaktere. Der Geschichtsprofessor, der hier verfolgt wird, ist ein Engländer, wie ihn sich Karikaturisten ausgedacht haben könnten. Francesco achtet auf Stil und verwaltet das Erbe der Pitti-Sanbaldis, ist jedoch bereit, für seine Familie jede erdenkliche Hilfe zu leisten, auch wenn es dabei gefährlich wird. Wie sein Bruder und seine Nichte Gianna, so verfügt auch er über kriminalistischen Spürsinn. Gianna ist eine junge Frau, etwas chaotisch, offenbar attraktiv, die Listen anfertigt, um mehr Struktur in ihr Leben zu bekommen, dann aber daran scheitert und die Listen ad absurdum führt. Und Arnaldo, der Verschollene, der seine Frau Carla wegen einer anderen verließ, kann es nicht glauben, dass es ihr auch ohne ihn gut zu gehen scheint!
Der Autor verbindet alles das gekonnt mit dem Kriminalfall, der sich als größer und komplizierter entpuppt, als Gianna das geahnt hätte. Hier geht es um die politische Brisanz der Geheimnisse Churchills, die sogar den britischen Geheimdienst auf den Plan rufen. Zum Ende des Romans wird die Spannung gesteigert, die Dinge scheinen sich zu überschlagen. Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse wird durch verschiedene Erzählstränge verdeutlicht, der Fokus liegt abwechselnd auf Gianna, ihrem Vater, ihrem Onkel und der Chefredakteurin Elvira, wobei der größte Teil auf Gianna entfällt. Durch das Unterbrechen des jeweiligen Erzählstranges entstehen spannungssteigernde Cliffhanger. Am Schluss entlässt uns Koppelstätter mit einem solide geschriebenen Kriminalfall, einer neu gestalteten Familie, aber auch mit einem Augenzwinkern. Die Perspektive für weitere Romane der Reihe ist eröffnet. Lesenswert.