Ungewöhnliche Recherche

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heroemil Avatar

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Lenz Koppelstätter kenne ich bisher nur als Autor des Buches „Aus tiefen Seen“ um die Kommissare Grauner und Saltapepe. Mir erschien das Buch seinerzeit aufgrund der vielen Nebencharaktere allerdings zu turbulent.
Von Koppelstätters „Was der See birgt“ hatte ich aufgrund der Leseprobe diesmal mehr erwartet.
Der Anfang war dann auch vielversprechend. Hervorragende Beschreibungen der Region haben mich sofort in die wunderbare Landschaft des Gardasees entführt.
Die Protagonistin Gianna Pitti, die als Polizeireporterin für eine Lokalzeitung am Gardasee tätig ist, macht sich auf den Weg, den Tod eines jungen Mannes, den sie am Tag zuvor kennengelernt hatte, zu ermitteln.
Als Nebencharaktere in Form des Marchese, Giannas schrulligen Onkels und Elvira der konventionellen Leiterin des Lokalblattes hat der Autor ein Trio geschaffen, das ihr bei den Recherchen unterstützt.
Leider verfällt der Autor auch hier immer wieder in langatmige Erzählungen aus der italienischen Geschichte und teils komplizierten Verwandtschaftsbeziehungen. Allmählich geht so die zaghaft geschaffene Spannung verloren. Spät, zum Ende des Romans, wird es wieder aufregend und die Geschichte entwickelt sogar eine besondere Dramatik. Der Autor schafft es dann auch, besonders skurrile Situationen zu schaffen.
Ein elitärer Geheimbund bringt die Protagonisten schließlich in lebensbedrohliche Situationen. Am Ende bleiben bei mir aber noch viele Fragen unbeantwortet.
Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr flüssig und Lenz Koppelstätter versteht es immer wieder, die Spannungskurve stabil zu halten. Letztendlich hat mich dieses Buch aber nicht überzeugt.
Trotz alledem ist der Text kurzweilig geschrieben. Den Roman als Regionalkrimi einzustufen wird dem Buch nicht gerecht. Die Ermittlungspraktiken Giannas mit ihren nicht ganz legalen Recherchen erinnern, ohne die gewohnte langweilige Ermittlungsarbeit eines Polizeiapparates, mehr an einen Detektivroman.
Koppelstätter versteht es, den italienischen Lebensstil, insbesondere durch den Lebensstil des Marchese kurzweilig zu vermitteln. Im Grunde macht gerade das dieses Buch lesenswert.
Richtig fesseln konnte mich der Roman aber trotzdem nicht.