Ein Buch zum Mitfühlen, Miterleben und Nachdenken!

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badpiewi Avatar

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In "Was fehlt dir" von Sigrid Nunez begleitet die Erzählerin ihre unheilbar krebskranke Freundin auf ihrer letzten Reise. Der Plan: Zusammen verbringen Sie eine unbestimmte Zeit in einem Ferienhaus. Dort möchte die Freundin ihre letzten Wochen in Frieden verbringen und sich selbstbestimmt (mithilfe eines Medikamentes) das Leben nehmen, bevor die Krankheit die Oberhand über sie gewinnt. Die Erzählerin solle dabei sein, falls etwas schiefgehe, so die Bitte der Freundin. Die Erzählerin willigt ein.

Auf einfühlsame und eindringliche Weise berichtet die Hauptfigur von ihren Gefühlen, Gedanken und Erfahrungen, die sie in dieser Zeit prägen. Vor allem die Gespräche mit ihrer Freundin lassen einen besser verstehen, was in einer unheilbar kranken, zum Sterben verurteilen Person vorgehen kann. Ich habe verstanden, dass die Bedürfnisse eines Sterbenden ("Ich möchte in Frieden und Würde gehen können") ganz genauso wichtig (wenn nicht sogar wichtiger) sind wie die der Hinterbliebenen ("Ich will, dass du nicht aufgibst und weiterkämpfst"). Daher bewundere ich die große Bereitschaft der Erzählerin, ihre eigenen Bedürfnisse weit hinten anzustellen und ihre Freundin bei deren Vorhaben zu begleiten. Sie nimmt sogar bewusst in Kauf, dass ihre Entscheidung rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Tod, Suizid und Euthanasie sind Tabuthemen bzw. schwere, kontrovers diskutierte Themen unserer Gesellschaft. Dennoch schafft die Autorin es durch die Leichtigkeit in ihrer Sprache, dass ich weiterlesen möchte. Der Schreibstil der Autorin hat mir persönlich wirklich gut gefallen, jedoch kann ich nachvollziehen, dass nicht alle Leser:innen die Sprunghaftigkeit in der Erzählung mögen. Auch mir ging es an der ein oder anderen Stelle im Buch so, dass ich von einer komplett neuen Handlung überrascht wurde. Darüber hinaus habe ich auch den Eindruck, dass der Klapptext vielleicht falsche Erwartungen erwecken kann, denn er ist recht allgemein gehalten und geht weniger auf die konkrete Handlung des Buches ein.

Im Großen und Ganzen war mein Leseerlebnis überwiegend positiv! Als Leser:in kann man mit der Erzählerin mitfühlen und miterleben. Und auch nachdem man das Buch aus der Hand gelegt hat, geht es einem nach und stiftet zum Nachdenken an.

Meiner Meinung nach ist das Buch wirklich empfehlenswert! Ich denke, dass es sich besonders für Leser:innen eignen kann, die sich nicht vor schweren Themen scheuen und offen für eine mal mehr oder weniger sprunghafte Erzählweise sind.