Vom Sinn des Lebens

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bea20 Avatar

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Ein Urteil über den Roman „Was fehlt dir“ zu treffen, fällt mir nicht leicht. Der Klappentext und das hochgelobte Buch „Der Freund“ Sigrid Nunez hatten mich erwartungsfroh und neugierig gemacht. Das Thema Sinn und Endlichkeit des Lebens, menschliche Verbundenheit und Sterbebegleitung interessant und anspruchsvoll. Doch beim ersten Lesen fand ich zunächst gar keinen Zugang zu dem Buch und der Ich-Erzählerin. Zu viele nebensächliche, kurze Handlungsstränge, die für mein Empfinden keinen Sinn ergaben und teilweise langweilig und oberflächlich erscheinende Textpassagen. Der Schreibstil von Sigrid Nunez ist nüchtern und präzise, häufig mit einem ironischen Unterton, plaudernd und vermeintlich leicht geschrieben. Das Buch ist daher recht flüssig und schnell lesbar, - zu schnell für mich wie ich mit leiser Enttäuschung nach der ersten Lektüre feststellte und mich fragte, warum der Text und die Protagonisten mich weder berührt noch beeindruckt hatten. Erst als ich das Buch ein zweites Mal las – langsamer und mit mehreren Pausen – konnte ich die vielen Begegnungen der Ich-Erzählung mit den unterschiedlichsten Menschen in ihrem Alltag sowie ihre Toleranz, Empathie und die Bereitschaft, genau hinzuhören, feststellen und wertschätzen. Die vielen eingeflochtenen Zitate aus Literatur und Film sind allesamt interessant und passen zum aktuellen Geschehen und den Fragen unserer Zeit.
Fazit: Man sollte sich Zeit für die Lektüre dieses Romans nehmen und sich zum Nachdenken über das Miteinander in unserer Gesellschaft anregen lassen