Berührende Geschichte über das Leben

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leseprinzessin1991 Avatar

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In Lilly Lindners Jugendroman " was fehlt, wenn ich verschwunden bin" geht es um die beiden Schwestern Phoebe und April, die sich gegenseitig Briefe schreiben. Phoebe ist neun Jahre alt, als ihre Schwester wegen Magersucht in eine Klinik kommt. Die Situation überfordert sie und daher versucht sie diese zu verarbeiten, indem sie Briefe an ihre Schwester schreibt. Darin berichtet sie von ihrem alltäglichen Leben und ihrer Familie. Sie stellt sich elementare Fragen an das Leben und versucht sich die Krankheit ihrer Schwester zu erklären.
Anfangs dachte ich, es sei schwierig oder störend, dass der Roman in Briefform geschrieben ist, doch es hat mir sehr gut gefallen.
Phoebe ist ein ganz besonderer Charakter. Auf der einen Seite ist sie ein niedliches Kind, dass sich vieles auf kindliche Weise zu erklären versucht aber auf der anderen Seite ist sie sehr wortgewandt und intelligenter als eine durchschnittliche Grundschülerin. Dies merkt man Vorallem an ihrer Sprache, die nicht authentisch wirkt. Viele Sätze Passen einfach nicht zu ihr, was mich sehr gestört hat. Beispielsweise " mein Basiswortschatz ist beliebig erweiterbar" oder " der Umgang mit menschlichen Wesen ist nämlich schwierig und erfordert Geschick und Erfahrung."
Auch wenn die Autorin, damit eine Hochbegabung andeuteten will, haben mich diese Passagen sehr gestört und teilweise auch genervt. Ich mag Wortspiele sehr aber teilweise sind es mir in diesem Roman zu viele. im Kontrast dazu steht die babyhafte Sprache, die sie in anderen Passagen verwendet.
Was mir jedoch gut an Phoebe gefällt, ist die Art und Weise wie sie über Kinder und Erwachsene schreibt, denn diese Beziehung ist eines der Hauptthemen in diesem Roman. Lilly Lindner lässt viele erwachsenen Figuren auftreten, die verschiedene gesellschaftliche Probleme verkörpern. Zum einen sind es die Eltern von Paula 0, phoebes bester Freundin, die übrigens sehr sympathisch ist, welche eine Scheidung erleben, zum anderen Jerry, der Vater von Phoebes Klassenkameradin, der ganz anders ist, als man sich einen Agenten vorstellt.
Diese Figuren haben mir sehr gut gefallen und mich begeistert. Die Freundschaft zwischen Paula und Phoebe hat mich sehr beeindruckt und wurde sehr schön beschrieben.

Im zweiten Teil schreibt die 16 jährige April Briefe an ihre Schwester Phoebe. Die Sprache unterscheidet sich seltsamerweise nicht sehr von der ihrer Schwester, obwohl so viele Jahre zwischen ihnen liegen. In diesem Teil des Buches wird auch endlich das Hauptthema " die Magersucht " thematisiert. Aprils Gefühle Werden anschaulich beschrieben und man erfährt auch endlich mehr über die die Eltern der beiden Mädchen. Plötzlich ändert man seine Meinung über einige Figuren, die im ersten Teil noch sympathisch waren. Die Thematik Hochbegabung wird nun auch erwähnt und diskutiert.
Alles in allem ein ganz besonderes Buch. Neben den wirklich tollen Charakteren ( Jerry und Paula) konnte mich auch der Schreibstil und die Vielfalt an Themen überzeugen. Wer denkt, dass dieses Buch nur von Magersucht handelt, irrt sich, denn es geht um das Leben überhaupt und die kleinen, besonderen Momente.