Ein anderer Blickwinkel

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tinschetier Avatar

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Nach dem Lesen des Klappentexts und der Leseprobe war ich sehr gespannt auf das Buch, da die Autorin das Thema Magersucht einmal aus einer anderen Perspektive beleuchtet. Dabei werden nicht nur die Empfindungen der erkrankten April beschrieben, sondern auch intensiv auf die Gedanke ihrer jüngeren Schwester Phoebe eingegangen.
Zusätzlich zu dieser neuen Sichtweise benutzt Lilly Lindner auch ein eher ungewöhnliches Format: das ganze Buch besteht aus Briefen, welche die Schwestern an die jeweils andere schreiben. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um einen Brief der einen und der anschließenden Antwort der anderen. Stattdessen ist das Buch in zwei Teile unterteilt, wobei der erste Teil Phoebes Briefe darstellt (welche nie eine Antwort ihrer Schwester auf diese erhält) und der zweite Teil die Antwortbriefe von April enthält (welche sie allerdings nie abschickt).

Alles in allem finde ich den Ansatz, aus der Sicht der Familien der Betroffenen zu schreiben sehr interessant und aufschlusreich. Leider hat mich jedoch nach Lesen des Buches das gewählte Format der Briefe letztendlich in diesem Fall nicht überzeugt, da diese auf mich nach einer Zeit sehr langatmig wirkten. Zudem haben sich einige inhaltliche Aspekte häufig wiederholt (z.B. Phoebes Talent für den Umgang mit Sprache und Wörtern), wodurch es für mich irgendwann nicht mehr sonderlich spannend war weiterzulesen.
Im zweiten Teil haben mich dann Aprils Antwortbriefe durchaus überrascht, einen direkten Dialog, welcher gerne auch gegen Ende des Buches hätte eintreten können, hätte ich jedoch schöner gefunden. Da dies nicht der Fall war, hatten die Schwestern letztendlich während des gesamten Buches keine Chance sich über ihre Gedanken und Gefühle auszutauschen, was ich etwas unbefriedigend fand.

Aufgrund der Tatsache, dass die Erwartungen, welche ich zuvor an das Buch hatte, leider nicht umgesetzt wurden und es daher nicht unbedingt meinem Büchergeschmack entsprach, möchte ich gerne drei von fünf Punkten vergeben.