Innehalten

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chrischid Avatar

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Da Phoebe ihre Schwester April nicht in der Klinik besuchen darf, schickt sie ihr Briefe. Sie schreibt und beschreibt alles, was sie ihr auch in einem persönlichen Gespräch sagen würde und versucht so die Zeit zu überbrücken, bis sie April endlich besuchen darf. Doch wann werden die Eltern es erlauben?

Wenn man bereits von dem Buch gehört hat, weiß man worum es sich dreht und warum April in der Klinik verweilen muss. Doch ist man nicht darauf gefasst was Phoebes Briefe ausrichten werden. Dieses noch sehr junge Mädchen ist viel Erwachsener als manch andere in ihrem Alter, das fällt auch Lehrern und Verwandten auf. Ihre Sprachgewalt zieht den Leser sogleich in den Bann und berührt in ganz tief im Innersten. Es ist wie ein Sog, dem man sich nicht entziehen kann, auch wenn man spürt, dass noch etwas auf einen wartet, das man bisher nicht benennen kann.

Obgleich das Thema bedrückend und auch der Verlauf des Geschehens eher deprimierend ist, so mag man sich doch keineswegs abwenden und die Augen verschließen. Und genau so sollte es sein. Ein Bewusstsein entwickeln für Dinge, die man ansonsten lieber übersieht, oder aus seinen Gedanken ausschließt. Das bedeutet nicht, dass man sich ausschließlich mit weniger angenehmen Dingen beschäftigen sollte, jeder muss für sich selbst den richtigen Weg finden, wie auch immer dieser aussehen wird.

Lilly Lindner erschafft durch die Briefe eine ganz besondere Atmosphäre, die man kaum zu durchbrechen mag. Gleichzeitig macht sie neugierig auf den Fortgang des Geschehens, denn es kann so viel passieren, man mal sich einiges aus und ist gespannt was sich bewahrheiten wird und was vielleicht einfach nur Wunschdenken ist. Mit „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ schafft sie es, den Leser zum Innehalten zu bewegen, eine Eigenschaft, die in der heutigen, doch recht schnelllebigen Zeit, leider immer weniger verbreitet ist.