Schwesterbande

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struppel Avatar

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Das Buch springt einem sofort ins Auge. Das Cover ist einfach aber doch sehr auffallend. Das ICH, dass sich in viele kleine Fetzen aufzulösen scheint, lässt viele Vermutungen über das Buch zu. Bei genauerer Betrachtung erkennt man viele weiße Tauben. Auch das intensive Blau spricht an. Die Geschichte ist sehr rührend. Phoebe schreibt ihrer großen Schwester April Briefe ins Krankenhaus, wo diese wegen Magersucht behandelt wird. Nur leider scheint sie nicht zu antworten. Phoebe versteht nicht, warum die Schwester fort ist. In den Briefen stellt sie viele Fragen, berichtet von ihrem Tag und ihrer Situation zu Hause mit den Eltern und hofft immer wieder auf Antwort. Phoebe wirkt sehr sympathisch, ist gerade mal neun Jahre alt, aber ihre Briefe berühren sofort das Herz. Sie ist sehr clever und offen für ihre Umwelt. Sie hinterfragt alles und schreibt sich alles von der Seele, wie trostlos alles zu Hause ist, wie sehr ihr die Schwester fehlt, man merkt, wie schwer es ihr fällt, die Situation zu verstehen. Man fühlt mit dem kleinen Mädchen, möchte ihr am liebsten helfen und die Eltern wachrütteln, dass sie nicht nur eine Tochter haben, dass sie sich der Realität stellen und versuchen, damit umzugehen. Der Schreibstil ist dem erzählenden Kind angepasst, es liest sich sehr leicht und locker und ist doch sehr emotional. Es lässt einen nicht mehr los. Es ist herzzerreißend und aufwühlend. Dass April ihr immer wieder Briefe schreibt, diese jedoch nie abschickt, weiß das kleine Mädchen leider nicht. Die 16jährige fühlt sich mißverstanden und weiß keinem zu vertrauen. Aber die Liebe der Schwestern zueinander steht über allem. Das Buch behandelt ein schwieriges Thema, aber der Leser wird gut herangeführt. Es wird nicht auf die Krankheit an sich eingegangen, sondern auf die Gefühle und Beziehungen der Betroffenen und die Einsamkeit. An manchen Stellen musste ich schlucken, so sehr war ich ergriffen und geschockt. Doch es gab auch einige humorvolle Passagen, die für etwas Auflockerung sorgten. Es ist eine wortgewaltige Geschichte, die noch lange nachwirkt. Das Buch setzt Emotionen frei. Nicht nur ein Buch für Jugendliche.