Unbedingt zu empfehlen!

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gisel Avatar

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Phoebe und April sind Schwestern. Als April in eine Klinik kommt, weil sie an Magersucht leidet, beginnt Phoebe, ihr jeden Tag Briefe zu schreiben. Sie erzählt ihrer Schwester von ihrem Alltag und von ihrer Sehnsucht nach der Schwester. Durch Phoebes Worte schimmert ihre Liebe zu ihrer Schwester und die Unfähigkeit der Eltern, mit der Krankheit der älteren Tochter umzugehen. Auch wenn April ihr nicht antwortet, schreibt Phoebe dieses Briefe immer weiter, unbeirrbar.
Im zweiten Teil der Geschichte kommt April zu Wort. Sie schreibt Briefe an ihre jüngere Schwester, die sie jedoch nicht abschickt, denn die Mutter will es nicht. Aus ihren Briefen sprechen die Sehnsucht nach einem „normalen“ Leben, nach ihrer Schwester - und eine tiefe Einsamkeit, die ihr die Krankheit beschert hat.
Während mich der erste Teil des Buches vor allem durch die Fragen Phoebes berührt hat, ist es im zweiten Teil die abgrundtiefe Einsamkeit und die Verzweiflung, die aus allen Worten Aprils herausströmt. Beide Schwestern zeichnet eine „Wortgewalt“ aus, die direkt ins Herz springt.
Bei aller Trauer ist es eine Wonne, der Autorin in ihrem Sprachverständnis zu folgen – die „Wortgewalt“, die sie den beiden Schwestern andichtet, ist selbstverständlich ihre eigene, und sie geht auf verblüffende Weise und sehr unkonventionell mit Worten und Satzzeichen um. Das gibt dem Buch seinen ganz eigenen Reiz und ergänzt den äußerst leicht lesbaren Schreibstil auf eine unübertreffliche Weise. Der Titel ist mit einer pointierten Treffsicherheit formuliert und wird äußerst passend vom Titelbild ergänzt, bei dem das Ich im Verschwinden begriffen ist.
Dieses Buch hat mich bis ins Innerste berührt. Es gibt Erklärungen, die helfen, mit der Krankheit umzugehen, zeigt aber auch die Unfähigkeit der kranken April, wieder zu gesunden. Ein Buch, das so viele Einblicke gewährt, ist unbedingt zu empfehlen!