Was fehlt, wenn ICH verschwunden bin

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readpassion9 Avatar

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Auf das erste Jugendbuch von Lilly Lindner war ich schon gespannt, da ich von ihr bisher alle Bücher gelesen habe. Der Titel lässt schon ahnen, dass es um kein leichtes Thema geht. Das Cover wiederum sticht durch die blaue Farbe sofort ins Auge und die fliegenden Vögel vermitteln Leichtigkeit.

Die siebzehnjährige April leidet an Magersucht und muss in die Klinik. Ihre neunjährige Schwester Phoebe vermisst sie sehr, zudem bekommt sie von ihren Eltern kaum Aufmerksamkeit und Antworten. Keine leichte Situation für ein kleines Mädchen. Um mit der Situation irgendwie umgehen zu können fängt Phoebe an, Briefe an ihre Schwester April zu schreiben. Sie schreibt über das Alltagsleben, ihre Gefühle, kurzum, sie schreibt sich von der Seele was sie bewegt und was für sie wichtig ist. Leider bekommt sie nie eine Antwort auf ihre Briefe. Erst viel später erfährt man als Leser wieso April nicht antwortet, nicht antworten kann.

Die Autorin hat sich hier eines wichtigen Themas angenommen, der Magersucht. Sie konnte mich mit ihrer berührenden und zu Herzen gehenden Geschichte von der ersten Seite an fesseln, obwohl die Geschichte der Schwestern nur durch Briefe erzählt wird. Das war der einzige Moment wo ich etwas skeptisch war, das Buch mich aber auch in dieser Hinsicht überzeugt hat. Der erste Teil des Buchs besteht aus den Briefen die Phoebe an ihre Schwester schreibt, der zweite Teil aus den Briefen von April an Phoebe, die sie jedoch nie abschicken konnte. Trotz oder gerade wegen dieser Schreibform ist die Gesichtete sehr intensiv, die Charaktere sind lebendig und intensiv beschrieben. Man lernt als Leser beide Mädchen gut kennen und kann sich ein Bild von ihnen, ihrem Charakter machen. Ernüchternd und enttäuschend ist das Bild der Eltern und ihres Verhaltens, das mich traurig macht. Der Schreibstil ist einfach wunderbar zu lesen, einmal angefangen fällt es schwer das Buch nicht in einem Rutsch zu lesen. Das Thema ist heftig für ein Jugendbuch, aber zu empfehlen. Allerdings sollte in der Familie auch die Möglichkeit bestehen darüber zu reden.