Wortgewaltig und gefühlvoll

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
biest Avatar

Von

Zum Inhalt:

Die neunjährige Phoebe hat eine wahrlich schwere Last zu tragen. Ihre Eltern ignorieren sie, wo immer es nur geht und ihre über allesgeliebte Schwester April kämpft in einer Klinik gegen ihre Magersucht.
Sie fehlt Phoebe. Um den Verlust erträglich zu machen und die Lücke in ihrem Leben zu füllen, fängt sie an und schreibt ihrer Schwester liebevolle Briefe. Obwohl sie nie eine Antwort erhält, schreibt sie unermüdlich weiter, teilt ihre Sorgen, Ängste und Glücksmomente mit.
Der einzige Halt sind Jerry, Hazels Vater, und ihre beiden Freundinnen Paula und Hazel.


Meine Meinung:

Dieses Buch war für mich ganz schön harte Kost. Zu sehen wie Eltern so ihre Kinder behandeln, tut einem in der Seele weh. Dabei wollte Phoebe eigentlich nur glücklich sein, gemeinsam mit ihrer Schwester. Die junge Autorin Lilly Lindner versteht es ihre Leser zu fesseln und lässt uns Phoebe und April auf einem Stück ihres Lebens- und Leidensweg begleiten.

Ich hab selten ein Buch gelesen, was mir so an die Nieren gegangen ist. Das komplette Buch besteht ausschließlich aus Briefen, die sich Phoebe und April gegenseitig geschrieben haben. In der ersten Hälfte des Buches findet man Phoebes Briefe an April, die sie ihr bis zu ihrem Tod und noch darüber hinaus geschrieben hat. In der zweiten Hälfte sind dann Aprils Briefe an Phoebe, die sie heimlich, trotz Verbot der Eltern geschrieben hat. Diese gibt sie kurz vor ihrem Tod Jerry, damit er sie für Phoebe aufbewahrt.

Die Charaktere sind toll dargestellt, emotional und realistisch. Man hat ein klares Bild von April und Phoebe vor Augen und leider auch von ihren Eltern.
Die beiden Schwestern sind hochbegabt, was auch sehr deutlich herauskommt. Sie wirken teilweise sehr erwachsen, zu erwachsen für ihr Alter. Dem entsprechend fallen auch ihre Antworten gegenüber den Eltern aus, was diese an den Rand des Wahnsinns treibt und völlig überfordert.

Der Schreibstil und die Wortspiele fand ich unglaublich toll. Es ist voller wunderbarer Zitate, die zum Nachdenken anregen. Hatte das Buch in zwei Tagen durch. Einmal angefangen zu lesen, kann man einfach nicht mehr aufhören.
Das Cover gefällt mir ebenfalls sehr gut. Es ist schlicht gehalten, mit einem großen „ICH“ im Mittelpunkt, welches sich beginnt in Form von wegfliegenden Tauben aufzulösen.

Das Buch ist als Jugendbuch deklariert, weiß nicht ob ich das auch gemacht hätte, denn der Lesestoff ist doch schon ziemlich heftig.


Fazit:

Dieses Buch kann ich jedem uneingeschränkt empfehlen. Einfach toll geschrieben, sehr emotional und auch sehr realistisch.