Wortgewaltiges Wortgewitter

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
palmyra Avatar

Von

Zuerst einmal die Warnung an alle, die dicht am Wasser gebaut sind - seit darauf gefasst, dass ihr viele Tränen vergießen werdet....
Das Buch ist aber dennoch einfach wunderbar, es zeigt so viele Konflikte und Probleme die in jedem von uns toben…

Ich muss sagen zu Beginn dachte ich, diese Briefe soll ein kleines Mädchen geschrieben haben? Nicht sehr glaubwürdig.
"Erwachsene! Die wollen immer den Schmerz der Gezeiten auf ihren Schultern spüren, damit sie etwas zum Herumschleppen haben und guten Gewissens depressiv werden können." Doch umso weiter ich mit dem lesen kam, desto klarer und glaubwürdiger wurde es.
Ich finde es beeindruckend wie subtil, einfach und manchmal sogar versteckt die Autorin es schafft so viele Beziehungen zu zeigen und auf ihr Konfliktpotenzial hinzuweisen und das, mit so beeindruckender Wortgewalt.
Zum einen wird in dem Buch ganz am Rande und doch als leitendes Thema, die Magersucht behandelt. Der Konflikt eines Mädchens mit sich selber, mit ihren Gefühlen und Problemen.
Dann die Beziehung zwischen zwei Schwestern. Die Autorin schafft es die Gefühle beider Geschwister so wahrhaftig darzustellen, dass ich tief berührt war von der Liebe zwischen den beiden. Die gegenseitige Bewunderung, Sorge und auch Aufopferung. Ich musste sofort an meine Schwester denken und daran wie genau die Autorin es schafft Situationen und auch Gefühle zwischen den beiden zu beschreiben.
Weiterhin steht auch die Beziehung zwischen den Eltern und den Kindern im Fokus. Am Anfang nichts Ahnend, wie sehr die Eltern Einfluss auf die Gefühlswelt der Kinder haben. Es wird aber auch gezeigt, wie Hilflos und auch Ratlos Eltern manchen Problemen gegenüber stehen. Die Autorin ergreift meiner Meinung nach absolut Partei für die Kinder, was auch plausibel erscheint und dennoch etwas einseitig ist. Man sieht das innere der zwei Geschwister, doch die Eltern bekommen keine Plattform um ihre Gefühle und Gedanken zu teilen. Denn Sie verhalten sich aus meiner Sicht in vielen Situationen total Falsch und trotzdem denke ich auch, dass es eine Überforderung für sie ist.
Die kleine Phoebe, die wir gleich zu Beginn des Buches kennenlernen wird auch sehr genau beschrieben. Sie kann mit Worten umgehen als würde sie diese leben. Diese kindliche Art die Worte bei ihrem Wort zu nehmen und doch mit ihnen zu spielen ist so beeindruckend. Es gibt so viele Situationen in denen Man einfach über ihre intelligente Art und Weise lachen muss, um dann gleich wieder zu weinen, weil die Eltern und meisten Erwachsenen nicht damit umgehen können. Nicht mit den Worten und nicht mit deren Bedeutung.

Ist es Sinnlos was zu verändern? Sein verhalten und die Welt nicht zu ernst zu nehmen?
„Sinnlos ist, wenn der Sinn lose herumrennt und sich selbst verliert. Dann weiß man nicht mehr, was los ist, und wo der Sinn ist, weiß man auch nicht mehr.“
Sind die ganz einfachen Erklärungen nicht manchmal auch die richtigen? Ist die Sicht der Kinder, wenn auch viel Phantasievoller und bunter, nicht dennoch Richtig? Auch wenn wir es viel langweiliger und anders gelernt haben? Und können Kinder mit ihrer Leichtigkeit nicht Wege aufzeigen uns wieder zu finden und nicht aufzugeben?
„Aber man kann dem losen Sinn hinterherrennen und ihn wieder einfangen. Ich denke, wenn man geschickt ist und viele Sinne einfängt, dann hat man das Leben mit Sinn voll.“

Insgesamt muss ich sagen, es ist ein absolut Wortgewaltiges Wortgewitter. Tief berührend, zum nachdenken anregend und voller Liebe und Trauer.

Absolut zu empfehlen, wenn auch nur ausgestattet mit genügend Taschentüchern!