Das verhängnisvolle Ungesagte

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fraupfeffertopf Avatar

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Lydia ist tot. Aber das wissen sie noch nicht.
Mit diesen Worten beginnt Celeste Ng’s Debut Roman über eine chinesisch-amerikanische Familie, die in den 1970er Jahren in Ohio lebt. Dass "sie" bezieht sich auf Lydias Familie. James, ein chinesisch stämmiger Amerikaner und Geschichtsprofessor. Seine Frau Marilyn ist eine blonde und blauäugige Amerikanerin, die ebenso zielstrebig erscheint. Nathan, weiß vieles über seine Schwester, was ihre Eltern nicht einmal erahnen. So hat Lydia nie Freundinnen gehabt, denn ihre vermeintlichen Freunde rufen sie lediglich für Hausaufgabenhilfen an. Er verrät ihr Geheimnis aber auch nicht, als die Polizei mit der Familie eine Liste der Freunde aufstellt. Und dann gibt es noch die jüngere Schwester Hannah, die sehr aufgeweckt zu sein scheint.

Natürlich möchte man nun erfahren, wie und warum Lydia gestorben ist. Dennoch erwarte ich keinen Thriller respektive Kriminalfall, den es ausschließlich aufzudecken gilt. Meine Erwartungen liegen in einer tiefgehenden Familiengeschichte, vielmehr ein Familiendrama, in welchem die Eltern, Lydias älterer Bruder und jüngere Schwester allesamt eine tragende Rolle spielen werden. Die Eltern sind sehr darauf bedacht, dass ihre Kinder, vor allem ihr Lieblingskind Lydia, bestimmte Rollen in der Gesellschaft einnehmen. Dadurch, dass die Eltern ihre unerfüllten Wünsche durch ihre Kinder zu erfüllen versuchen, bleiben die Wünsche und Sehnsüchte der Kinder unausgesprochen. Der Titel "Was ich euch nicht erzählte" scheint genau diese Geheimnisse der einzelnen Familienmitglieder zu reflektieren.
Lydia kennzeichnet nach Aussagen des Bruders ein harter Gesichtsausdruck - Spuren der Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben? Wurde das Ungesagte schließlich Lydia zum Verhängnis? War es nicht Mord, sondern verzweifelter Selbstmord angesichts der auferlegten Last? Oder wurde Lydia doch Opfer des bekannten Serienmörders "Son of Sam", der zu dieser Zeit sein Unwesen treibt?