Eine Leseprobe, die einem den Atem stocken lässt

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annajo Avatar

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Eigentlich sollte Lydia in ihrem Zimmer sein. Die Familie wartet beim Frühstück, doch Lydia kommt nicht aus ihrem Zimmer. Bei einem Blick hinein muss die Mutter feststellen, dass das Bett unberührt ist.

Beklemmend ist die Atmosphäre in dieser Leseprobe, die die Situation in der Familie beschreibt, die verzweifelt darauf wartet, dass Lydia doch noch von allein heimkehrt. Am Ende der Leseprobe bewahrheitet sich der Albtraum jeder Eltern: Lydia ist tot. Während der Leseprobe reflektieren der Bruder, die Mutter und die kleine Schwester die Geheimnisse, die Lydia zu hegen schien. Und damit steigt bereits die Spannung, denn es wird deutlich, dass nichts war, wie es schien. Lydia log über ihre Freundschaften und sie hatte einen heimlichen Freund. Die Mutter hatte schon früh das Gefühl, dass Lydia ihr Dinge verheimlichte. Sie fühlte sich bereits um Lydias erste Schritte betrogen. Und die kleine Schwester sah Lydia das Haus verlassen und wünschte sich, sie würde nicht zurückkehren. Hier zeigen sich erste Züge eines intensiven Psychogramms, dass dunkle Wünsche und Gedanken der Familienmitglieder aufdeckt. Diese haben nicht unbedingt direkt etwas mit Lydias Verschwinden zu tun, aber sie machen deutlich, dass das Familienleben nicht immer eine heile Welt ist oder irgendwelchen Klischees entspricht, die so viele andere Bücher transportieren, in denen eine junge Frau bzw. ein junges Mädchen vermisst wird.

Mich hat diese Leseprobe direkt gepackt, da sie das Thema einfühlsam und gleichzeitig spannend angeht. Ich bin zum einen gespannt, was mit Lydia geschah, welche Geheimnisse sie und die anderen Familienmitglieder hatten und zum anderen, wie es mit der Familie weiterging.