Zurück in die 70iger?

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rebstock Avatar

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Was für eine spannende Leseprobe! Und liegt da gar eine Leiche im Kornfeld? (Lydia wurde allerdings wohl im See gefunden).
Aber von vorne: Ich bin hin und weg und die Seiten der Leseprobe flogen nur so vorbei. Wir befinden uns im Präsens in den Jahren, in denen es weder Handys und Internet gab! Ein faszinierendes Gefühl. Dazu eine Mischfamilie aus China und Amerikanern, in der es wohl früher zu einer heftigen Auseinandersetzung kam? (Andeutungen dazu in der Leseprobe, der Mann hatte seine Frau als vermisst gemeldet und die Familie war zum Anstoß von Getuschel geworden). 3 Kinder, davon Lydia, die im letzten Satz der Leseprobe tot aufgefunden wird.
Und jetzt wird´s interessant: Der Bruder, offenbar ein schlaues und einfühlsames Kerlchen, scheint wesentlich mehr über die einzelnen Familienmitglieder zu wissen, als diese selbst zugeben würden. Und er weiß nicht nur, er beobachtet auch gut ... und behält vieles für sich, schließlich hat auch er oft gelogen.
Lydia hatte als 16 jährige Schülerin schon ein fast perfektes Parallelleben aufgebaut. Freundinnen, die nicht existieren, Schulkurse, die nicht besucht sind, Freund, über den niemand etwas weiß .... alles sehr mysteriös.
Dazu kommt der Schreibstil: Im Präsens erzählt, fühlt sich der Leser als Voyeur, der von oben betrachtet, dem von einer wissenden Person (Autorin) alles erzählt wird. Die Autorin nimmt sich dabei immer wieder die Zeit, das Tempo selbst zu bestimmen. Mal rafft sie, mal weicht sie ab in Nebenschauplätze, dann wieder konfrontiert sie schonungslos mit Tatsachen, ohne um den Brei zu reden.
Ich finde das toll und möchte weiterlesen!!!!!