Bewegende Familiengeschichte

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juemma Avatar

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„Was ich euch nicht erzählte“ ist ein Roman, der mir noch etwas nachhängt. Die Geschichte der Familie Lee hat mich berührt und wirkt noch in mir nach.
Das Cover des Buches ist gut gestaltet. Es ist stimmig mit dem Inhalt. Man schaut von unten, als würde man auf dem Boden liegen, in Schilfgräser. Der Blick ins Schilf ist zum Teil leicht verschwommen, zum Teil klar. Dies spiegelt gut den Verlauf der Geschichte wieder, ist zu Beginn vieles noch verschwommen und rätselhaft, so kehrt gegen Ende doch immer mehr Klarheit ein und die Geheimnisse lüften sich.
Der Erzählstil hat mich sehr beeindruckt. In einer sehr klaren, auch nüchternen, Sprache erzählt die Autorin über das Leben der Familie Lee. Der gesamte Text ist sprachlich sehr ansprechend gestaltet, liest sich flüssig, weckt Spannung und hält diese bis zum Ende aufrecht. Es gibt verschiedene Erzählstränge, zum einen die Gegenwart und zum anderen werden viele Passagen retrospektiv aus der Sicht der verschiedenen Familienmitglieder erzählt. Es ist immer klar zu erkennen, aus wessen Perspektive berichtet wird und in welcher Zeit man sich befindet.
Zum Inhalt: Lydia kommt zu Tode – wie wird im Laufe der Erzählung noch geklärt. Viel wichtiger als das „wie“ ist jedoch das „warum“. Einfühlsam und eindrücklich werden die weiteren vier Familienmitglieder in ihren Gedanken und Gefühlen beschrieben. Die Autorin beschreibt sehr genau, wie die einzelnen Familienmitglieder nach Lydias Verschwinden die nächste Zeit verbringen, wie sie über Lydia denken, wie sie Lydia wahrnehmen. Man lernt alle Familienmitglieder gut kennen und schaut tief in ihre Gefühls- und Gedankenwelt hinein. Schließlich erfährt man auch Lydias letzte Gedanken und das „warum“ klärt sich auf.
Mein Fazit: Celeste Ng hat mit „Was ich euch nicht erzählte“ ein absolut brillantes und sehr lesenswertes Werk abgeliefert. Sie versteht es, ein fesselndes Familienportrait zu zeichnen, das dem Leser aufzeigt wie wichtig es ist, einander zu verstehen. Gegenseitiges Verständnis, gegenseitige Akzeptanz, Vertrauen und das nicht Aufzwingen von selbst unerfüllten Zielen sind Worte mit denen ich die Stimmung des Buches beschreiben möchte.