Eine Vorzeigefamilie - wirklich?

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Der Beginn des Romans versetzt uns unmittelbar in eine Mittelschichtsszenerie: am Frühstückstisch sitzen die Mitglieder der Familie Lee beisammen - nur die Tochter Lydia fehlt. Unumwunden teilt der erste Satz uns den frappierenden Tatbestand mit: Lydia ist tot. Die Brüchigkeit der heilen Welt der geordneten Familienverhältnisse entfaltet sich auf den folgenden Seiten. Lydia ist eine Außenseiterin, in ihrer eigenen Familie ebenso wie in ihrem direkten sozialen Umfeld. Kleine Rückblenden beleuchten die unterschiedlichen Beziehungen, die die einzelnen Familienmitglieder zu der Sechzehnjährigen haben. Lieblingstochter von Vater und Mutter, da bereits in ihrem Aussehen sich asiatische und amerikanische Erbteile perfekt ergänzen. Aber auch die Anhänglichkeit der anderen Geschwister verbirgt nicht den Umstand, dass niemand wirklich weiss, was im Innern dieses Mädchens vorgangen ist: ihre Isolation innerhalb ihrer schulischen Umgebung, ihr Kontakt zu einem negativ beleumundetem Nachbarsjungen, das alles wird geradezu beiläufig mitgeteilt, als die Polizei beginnt, die Spur des verschwundenen Teenagers aufzunehmen. Bereits ein Tag später lenkt ein leeres Ruderboot die Polizei auf die richtige Fährte. Es ist zu erwarten, dass der Rest des Romans dem Leser Aufschluss verschaffen wird über die Lebensverhältnisse in diesem Kaff des mittleren Westens, Einblick in die besondere Ausprägung von Rassismus, der diese vollkommen normale amerikanische Familie in den 70er Jahren begegnet.