Einfühlsame Geschichte

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moehawk Avatar

Von

Amerika, Ohio, 70ger Jahre.

Die 16-jährige Lydia wird tot im See gefunden. Zuerst erscheint es überraschend und man fragt sich mit den Eltern, ob das Mädchen ertrunken ist, es Mord war oder doch Selbstmord.

Es handelt sich um keinen Krimi oder Thriller sondern ist einerseits eine Familiengeschichte und andererseits ein Kaleidoskop der damaligen Verhältnisse in den USA, die sicherlich auch heute noch nicht viel anders sind.

Die Familie versinkt in Sprachlosigkeit. Aber schon vorher haben Eltern und Kinder aus den verschiedensten Gründen nicht wirklich miteinander geredet, die Gefühle verborgen, die sie gequält haben. Auch die Geschwister sind fassungslos und fragen sich, wo die Wahrheit über den Tod von Lydia zu finden ist.

Die andere Seite der Geschichte ist eine ganz andere. Der Vater hat asiatische Wurzeln und die Kinder und er haben in der Gesellschaft mit Anfeindungen und Missachtung zu kämpfen. Schule und Job, Nachbarn und Fremde. Lydia hat vielleicht noch mehr als der Rest der Familie gelitten unter der Ausgrenzung der Gesellschaft. Gleichzeitig war sie sehr intelligent und wollte durch schulischen Erfolg aus diesem Teufelskreis ausbrechen. Typisch für asiatische Familien ist meiner Meinung nach, dass die Kinder versuchen, vor den Eltern ihre Probleme zu verbergen, um die Vorstellungen und Wünsche ihrer Eltern zu erfüllen.

Sehr aussagekräftig ist der Titel dieser Geschichte: Was ich euch nicht erzählte. Es beschreibt sehr gut, was sich nach und nach herauskristallisiert.
Das Buch hat einen wahnsinnig tollen Schreibstil. Die Charaktere werden Stück für Stück aufgeblättert, die Familienstruktur so gut beschrieben, dass man nachvollziehen kann, warum es zu so einer Stille zwischen den Menschen kommen konnte. Mir gingen die Personen sehr nahe und ich fand die Geschichte wahnsinnig spannend, obwohl kaum etwas passiert. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich werde die Autorin im Auge behalten.