Gut durchdachter Roman, der mit viel Tiefe die Probleme der Familie Lee aufarbeitet

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leyia Avatar

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Inhalt:

In Celeste Ngs „Was ich euch nicht erzählte“ geht es um Familie Lee und die Probleme, die sie mit ihrer Umgebung aber auch miteinander haben. Der Vater, James, ist das Kind chinesischer Einwanderer, Wissenschaftler und fühlt sich nie wirklich zugehörig. Die Mutter, Marilyn, wollte einmal Ärztin werden, musste diesen Traum aber opfern. Ihr Sohn, Nath, erinnert den Vater zu sehr an sich selbst und bekommt wenig Aufmerksamkeit von der Mutter. Beide Eltern legen ihre ganzen Hoffnungen in die älteste Tochter, Lydia, die stets bemüht ist die Träume ihrer Eltern zu erfüllen. Die jüngste Tochter, Hannah, wird dagegen meistens ignoriert. Als Lydia eines Tages verschwindet fangen die Familienmitglieder an darüber nachzudenken was schief gelaufen sein könnte. Und auch Jack, der in letzter Zeit viel mit Lydia zusammen war, hatte seine eigenen Gründe dafür.

Meine Meinung:

Das Cover ist leider nichts Besonderes. Der Inhalt dafür umso mehr. Die kurze Einführung ist recht anstrengend zu lesen, doch zum Glück entpuppt sich der Roman selbst dann als sehr flüssig, der Schreibstil ist gut zu lesen. Die Geschichte beschreibt mit viel Tiefe den emotionalen Hintergrund, die Wünsche und verlorenen Hoffnungen der einzelnen Familienmitglieder. Jeder hat seine ganz eigenen Gründe wieso er so handelt, wie er es tut. Und dies hat dann natürlich Auswirkungen auf die anderen Familienmitglieder. Das alles ist sehr schlüssig und das gesamte Konstrukt funktioniert sehr gut. Da man die Hintergründe aus verschiedenen Perspektiven erfährt, weiß man immer etwas mehr als die Personen selbst und erkennt wo Missverständnisse entstehen.

Dieses Buch sollten sich besonders Eltern durchlesen, denn es ist wirklich erschreckend was man seinen Kindern in bester Absicht doch antun kann. Ich finde beide Eltern teilweise wirklich schrecklich, schlimmer noch als ihre eigenen Eltern. Die Kinder haben keine Möglichkeit sich frei zu entfalten und werden von den Vorurteilen der Eltern noch mehr eingeschränkt als von denen der Gesellschaft. Die Eltern hatten so eine klare Vorstellung von ihrem Leben und genaue Wünsche an ihre Zukunft. Und weil dies nicht so geklappt hat wie es sollte, wofür sie aber im Grunde selbst verantwortlich waren, zwingen sie nun ihre Kinder in diese Vorstellungen hinein und nehmen ihnen die Freiheit eigene Wünsche zu entwickeln. Am Ende hat nur der Leser einen kompletten Überblick über die Hintergründe und Ereignisse, die Familie selbst kann sich nur zusammenreimen was mit Lydia wirklich passiert ist.

Fazit:

Ein gut durchdachter Roman über die Beziehungen von Familienmitgliedern untereinander und was Eltern ihren Kindern in bester Absicht dennoch antun können. Die einzelnen Personen sind mit viel Tiefe charakterisiert und am Ende kennt nur der Leser alle Hintergründe und Ereignisse.