Ein bewegtes Leben zwischen Liebe, Kunst, Faschismus und Standesdünkel

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sarahjanebooks Avatar

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Ich bin hin- und hergerissen, wie mir dieses Buch gefällt. Das Cover passt auf jeden Fall zum Setting des ländlichen Italien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Dort verbringt Mimo große Teile seines Lebens, wobei er auch nach Florenz und Rom zieht. Mimo ist kleinwüchsig, weshalb genau das immer der erste Eindruck von ihm ist, was ihn natürlich wütend macht, vor allem weil er ein genialer Bildhauer ist und sich immer versucht, weiterzubilden. Dabei hilft ihm Viola, Tochter der wichtigsten Familie des Orts, die darunter leidet, eine intelligente und selbst denkende Mädchen (später: Frau) um 1915 zu sein.

Das Buch hat über 500 Seiten. Das ist einerseits notwendig, denn Jean-Baptiste Andrea will ein ganzes über 80 Jahre langes Leben erzählen. Dennoch zieht das Buch sich manchmal etwas. Die Bildhauerei und der Prozess nimmt einen großen Teil ein - ich bin mir nicht sicher, ob das im Vordergrund stehen soll oder doch die Beziehung zu Viola. Die tritt tatsächlich weniger auf, als ich es mir erhofft hatte. Insgesamt fand ich sie spannender und komplexer als Mimo. Es wäre schön gewesen, mehr Innenansicht von ihr zu bekommen. Manchmal scheint sie mit ihren Bemerkungen etwas vorzugeben, was Mimo später selbst aus erster Hand im Umgang mit ihrer Familie erlebt. Hier zeigt sich ihre Weitsicht, die Mimo scheinbar erst im Rückblick oft versteht. Vielleicht kommt hier der deutsche Titel "Was ich von ihr weiß" her? Wahrscheinlich kam aus diesem Titel meine Vorstellung, dass Viola eine größere Rolle spielt als sie es dann tat.

Sehr gut gefiel mir das zeitliche Setting. Mimo erlebt sozusagen in Echtzeit, was Faschismus bedeutet. Auch hier war Viola wieder weitsichtiger. Der (fiktionale) Einblick in das Italien unter Mussolini, und auch der ersten Zeit nach dem 2. Weltkrieg, war der Teil, der mir am besten gefiel in diesem Buch.