Ergreifend

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fibelleser Avatar

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Das Cover hatte meine Neugier auf den Roman von Jean-Baptiste Andrea geweckt. Ich kannte bisher noch kein Werk des französischen Schriftstellers. Das Buch hat mich tief berührt. Es ist sehr vielschichtig und sehr poetisch geschrieben. Die Geschichte geht mir auch nicht so schnell aus dem Kopf, sie ist nachhallend. Die Gestaltung des Romananfangs hat mich schon gefesselt. Es wird erzählt, dass in einer Abtei jemand im Sterben liegt, diese Person wird nur mit „Er“ bezeichnet. Später wird für den Leser deutlich, dass es sich dabei um Mimo handelt. Er erzählt auf dem Sterbebett seine Lebensgeschichte. Auch der Abt hat in einzelnen Kapiteln die Möglichkeit, über Mimo und sein Werk zu reflektieren.
Für mich hat der Roman zwei Hauptfiguren. Da ist einmal Mimo, eigentlich heißt er Michelangelo Vitaliani und genauso wichtig finde ich Viola Orsini. Beide sind so unterschiedlich, vielleicht machen gerade diese Unterschiede die langlebige Beziehung zwischen beiden aus. Mimo stammt aus armen Verhältnissen, muss frühzeitig seine Mutter verlassen und wächst weit von ihr entfernt in Italien bei seinem Onkel auf. Mimo hat eine besondere Begabung für die Bildhauerei.
Viola stammt aus einer adeligen Familie, als Mädchen hat sie kaum Möglichkeiten auf Bildung. Sie nutzt aber die Bibliothek ihres Vaters zum Wissenserwerb. Sie will sich nicht mit der Rolle als Tochter begnügen. Sie träumt vom Fliegen und widersetzt sich gern ihren Eltern. Viola und Mimo können ohne den anderen nicht sein, dennoch können sie aufgrund ihrer unterschiedlichen Herkunft auch nicht zusammen leben.
Sehr ergreifend, aber dennoch realistisch, fand ich die Entwicklung von Mimo zur Zeit des aufkommenden Faschismus. Auch hier spielt Viola eine wichtige Rolle.
Ich kann den Roman allen Kunst und Geschichte Interessierten empfehlen .