Ligurien
Ein Buch, das mich irgendwie mit schwerem Herzen zurück läßt, melancholisch ist und den Leser schon sehr nachdenklich macht. Es beginnt damit, dass ein alter Mann in einem Kloster am Sterben liegt und somit das Leben dieses Mannes Revue passiert. Man schreibt das Jahr 1916. Der 12jährige Michelangelo, genannt Mimo, wird von seiner Mutter, einer Witwe von Frankreich nach Italien geschickt. Dort soll er bei seinem Onkel, einbem Bildhauer, eine Lehre machen. Mimo ist kleinwüchsig und es stellt sich bald heraus, dass er großes Talent besitzt und schon bald übertrifft er den Onkel mit seiner Ferigkeit. Hier lernt er auch Viola Orsini kennen, die aus einer adeligen Familie stammt und gleich alt wie Mimo ist. Viola ist ein besonderes Mädchen. Sie liest viel, holt sich heimlich Bücher aus der Bibliothek ihres Vaters und versorgt auch Mimo damit. Sie will studieren, will eine Marie Curie sein, will fliegen, aber dies war für ein Mädchen keine Option. Man sagt sogar, sie kann sie in einen Bären verwandeln. Aber Viola ist ein Mädchen, sie hat zu heiraten. Doch dann wird Mimo von seinem Onkel nach Florenz geschickt. Die Beiden, die kosmische Zwillinge sind, sehen sich nicht mehr oft, bleiben aber immer irgendwie verbunden. Mimo macht Karriere als Bildhauer, die Orsinis schmücken sich mit ihm, Viola wird verheiratet. Doch das Band zwischen ihnen kann niemand durchschneiden. Mimo erlebt die beiden Weltkriege, den Faschismus in Italien, kommt aus den ärmsten Tiefen in die Höhe empor. Mimo sowie Viola leben ihr Leben im Exzess und lassen sich von Außenstehenden wenig beeinflussen. Der Autor beschreibt die Höhen und Tiefen des Lebens derart eindrucksvoll, seine Landschaftsbeschreibungen sind poetisch angehaucht, man sieht den leuchtenden Himmel von Florenz. Die Charaktere der einzelnen Personen sind derart gut herausgearbeitet, man kann sich die Protagonisten gut vorstellen. Das Dorf Pietra d' Alba wird zum Mittelpunkt des Buches, die zwei Hauptbeteiligten sind ihrer Zeit weit voraus, Violas Emanzipation wird als Spinnerei gesehen, die Gedanken einer nervösen jungen Frau. Mich hat das Leben von Mimo sehr beeindruckt, trotz vieler Widrigkeiten und Ungerechtigkeiten ließ er sich nicht unterkriegen, sondern setzt mit großer Vehemenz sein Ziele fort. Leider endet das Buch sehr traurig, denn inzwischen sind die beschriebenen Menschen in dem Buch keine Fremden mehr für mich. Der Autor will mit seinen Büchern den Leser aufrütteln, nicht zuletzt wurde er mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Gerade der Roman "Was ich von ihr weiß" hat eine fulminante Ausstrahlung, ein Buch mit Tiefgang. Auch das Cover an sich ist traumhaft. Es zeigt eine italienische Landschaft im Nebel. Hinter Pinien sieht man ein einsames Landhaus.