Verdienter Prix Goncourt Preisträger

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lisakira Avatar

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Einen Stern ziehe ich ab, da das Buch zwar spannend, unterhaltsam und insgesamt beeindruckend zu lesen war, mir aber doch nicht wirklich nachhaltig ans Herz gewachsen ist, was sicherlich vor allem daran liegt, dass ich mit dem ich-erzählenden Protagonisten nicht unbedingt noch viel länger Zeit hätte verbringen wollen. Er ist dankenswerterweise sehr unprätentiös und lakonisch, aber auch irgendwie limitiert in seiner inneren Vielfalt und Entwicklung. Dazu markiert die weibliche Protagonistin einen Gegenpol, von der wir aber nicht in der ersten Person hören. Allerdings wird die Ich-Erzählung immer wieder von einer Rahmenhandlung, die in der dritten Persone erzählt wird, unterbrochen, was ich ziemlich effektiv und kunstvoll fand. Man kann das Buch durchaus einen "großen Roman" nennen, der insbesondere darin brilliert die unterschiedlichen Lebensgefühle verschiedener Zeiten, Orte und Schichten eindrücklich voneinander abzugrenzen. Ich mochte den Schreibstil sehr - eine wunderbar gelungene Übersetzung, die Charaktere wirklich zum Leben erwachen lässt. Die meisten Pluspunkte gebe ich für das Ende. Das mag daran liegen, dass ich in jüngerer Zeit oft vom Ende einer Erzählung enttäuscht wurde. Natürlich ist es legitim Fragen offen zu lassen und dem Leser Raum für eigene Interpretationen und Fantasien zu lassen. Aber ein Stück weit habe ich das Gefühl, dass offene Enden zu sehr in Mode gekommen und für einige Autor*innen nun ein gern gewählter "easy way out" sind. Dieses Buch hier hat mich nach seinem finalen Crescendo hingegen sehr befriedigt und mit viel Anerkennung für den Autor zurückgelassen.