Zwischen Marmor und Melancholie – Die Kunst, zu lieben

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Jean-Baptiste Andreas Roman "Was ich von ihr weiß" ist eine stille Wucht – poetisch, melancholisch und von großer erzählerischer Kraft. Erzählt wird aus der Perspektive des sterbenden Mimo, eines kleinwüchsigen Bildhauers, der sein Leben rückblickend betrachtet – und dabei vor allem über die Frau spricht, die es von Anfang an durchdrungen hat: Viola.

Die beiden begegnen sich als Kinder in einem kleinen italienischen Dorf – er ein armer Junge mit großem Talent, sie Tochter aus gutem Haus, klug, rebellisch und voller Freiheitsdrang. Ihre Verbindung ist tief, komplex und nie einfach – keine klassische Liebesgeschichte, sondern ein jahrzehntelanges Ringen um Nähe, Selbstverwirklichung und gesellschaftliche Grenzen.

Andrea erzählt diese Geschichte nicht laut oder dramatisch, sondern mit leisen Tönen, die lange nachhallen. Es ist ein Roman über das Erinnern, über das, was nicht gesagt wird, über Verpasstes – und über die Kunst, nicht nur mit den Händen, sondern mit dem Herzen zu formen.

Was mich besonders berührt hat, ist die innere Spannung zwischen Mimos künstlerischem Aufstieg und seiner emotionalen Unvollständigkeit. Denn trotz Ruhm und Erfolg bleibt eine Lücke – in Form von Viola, die zwar immer da ist, aber nie ganz greifbar. Und doch prägt sie sein Werk, seine Sicht auf die Welt, seinen Abschied.

Ein eindrucksvolles, tief empfundenes Buch über zwei Menschen, die sich nie ganz bekommen – aber einander nie loslassen. Ein literarisches Kunstwerk, das mit seiner leisen Intensität mitten ins Herz trifft.