Eine Geschichte über das Erwachsenwerden, das Leben und die Liebe

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justm. Avatar

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Freya hat das Gefühl festzustecken: In ihrem Job, in ihrer Beziehung, irgendwie in ihrem ganzen Leben. Und kommt daher auf die - mehr oder weniger glorreiche - Idee an den Punkt in ihrem Leben zurückzukehren, an dem sie das letzte Mal glücklich war: die Zeit kurz vorm Abi.
Also zurück in die Heimat, zu den Eltern und damit auch den Ort ihrer ersten großen Liebe.

Ich muß zugeben, daß ich den Einstieg in die Geschichte ein wenig anstrengend fand.
Das hatte nicht nur etwas mit dem Schreibstil der Autorin zu tun, sondern viel mehr mit ihrer Protagonistin: Freya ist, gelinde gesagt, anstrengend. Manch einer würde vielleicht sogar sagen egoistisch - und ich kann diesen Eindruck nachvollziehen, was es mir eben nicht so leicht machte, mit ihr warm zu werden.
Das gelang erst ganz langsam, nach und nach.
Während das bei anderen Büchern ein größerer Kritikpunkt wäre, so ist es hier - zumindest in meiner Lesart - ein Zeichen dafür, wie sehr sich die Hauptfigur auf ihrer Reise an den Ort ihrer Kindheit und Jugend, vor allem aber zu sich selbst, verändert hat.

Und so ist "Was nicht war, kann ja noch werden" nicht einfach nur eine Liebesgeschichte.
Es ist die Geschichte einer Frau, die mit 30 merkt, daß in ihrem Leben etwas nicht stimmt und, wenn auch auf chaotische Weise und mit eher bedenklichen Vorsätzen, den Weg zu sich selbst findet.

Auf knapp 440 Seiten erzählt Autorin Lydia Schmölzl so unter anderem, wie Freya auf Jugendliebe Chris trifft und diese Begegnung, neben vielen Gefühlen, eben auch viele Fragen mit sich bringt.

Wo die(se) Liebesgeschichte ausgiebig beleuchtet wird (inklusive Rückblenden), hätte ich mir gewünscht, daß Mara, die damals beste Freundin, einen größeren Stellenwert eingenommen hätte. So wird ein Mal mehr der Eindruck vermittelt, daß Freundschaft nicht den gleichen Wert hat wie die Liebe.

Auch wenn man - nachdem man sich mit Freya erst mal "angefreundet" hat - in einen guten Lesefluß kommt, so kommen die Wendungen am Ende leider nicht wirklich überraschend.
Allerdings war die Geschichte rund um Abi-Freya, wenn auch nicht unerwartet, zumindest (für mich) neu. Ich kann mich zumindest nicht erinnern es schon ein Mal in Buchform verarbeitet gesehen zu haben. Das ist hier aber durchaus gut gelungen.

Ein weiteres Manko: Die verwandte Sprache und der damit verbundene Humor kamen - gerade zu Beginn - teilweise ein wenig zu gewollt rüber, da hätte einfach "weniger" gut getan.

Dennoch ist es im Großen und Ganzen eine durchaus gelungene Geschichte.
Eine über das Erwachsenwerden, die Liebe und das Leben.

Von mir 3,5 Sterne!