Widersprüchliches Erwachsenwerden

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waldeule Avatar

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Im Mittelpunkt des Buches steht Freya, die getreu des Titels „Was nicht war, kann ja noch werden“ in einer Art Midlife-Crisis versucht, die Stimmung aus ihrer Jugendzeit wiederzubeleben. Klingt nach einer unterhaltsamen Geschichte über eine Frau, die ihren Weg sucht. Das ist es auch, doch begeistern konnte mich das Buch nicht. Das lag vor allem an Freya, die für mich bis zum Schluss ein Rätsel blieb. Sie wirkt aufgedreht und wenig authentisch – in der Gegenwart und auch in den Rückblicken ins Jahr ihres Abiturs. Ihre Persönlichkeit bleibt hinter viel Geplapper und Aktionismus verborgen und auch wenn es dafür am Ende des Buches eine Erklärung gibt, konnte mich das (nicht mehr) überzeugen. Mit 19 ist ihr Verhalten gerade noch nachvollziehbar – mit 30 sollte man gerade im Umgang mit anderen zumindest etwas gereift sein.

Genauso widersprüchlich wie Freya finde ich das gesamte Buch. Zum einen möchte es gewollt komisch sein, zum anderen spricht es auch ernsthafte Themen an. Das ist erstmal positiv, doch leider kommen die Probleme zu geballt, ohne wirklich aufgearbeitet zu werden. Sie lösen sich irgendwann mehr oder weniger von selbst in Wohlgefallen auf, was ich unglaubwürdig fand. Dann lieber doch gleich weglassen. Auch Freyas Sehnsucht nach den Gefühlen ihrer Jugendzeit konnte ich nicht nachvollziehen: kann man die Vergangenheit wirklich so verklären?

Um die positiven Seiten nicht zu vergessen: das Buch hat schöne (und romantische) Szenen und liest sich sehr flüssig. Nachdem ich mich an Freyas „witzige“ Kommentare gewöhnt habe, habe ich es gerne gelesen. Super ist die abgedruckte Playlist (mit QR-Code zu Spotify) – genau mein Musikgeschmack :-)!

Fazit: Trotz gelüfteter Geheimnisse ergab sich am Ende für mich kein rundes Bild und so bleibt es ein kurzweiliges, aber wenig nachhaltiges Lesevergnügen.