Ein Stück Zeitgeschichte, "umwickelt" von einem Roman

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buchling zamonia Avatar

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"Was wir scheinen" von Hildegard E. Keller ist ein fiktiver Roman, basierend auf bekannten Fakten über das Leben der Professorin Hannah Arendt.

Der Ich-Erzähler ist Hannah selbst, der Leser begleitet sie, ausgemalt mit einer wunderbaren, wortmalerischen Sprache, durch einen Rückblick auf ihr Leben. Beginnend mit ihrer Reise in das italienische Tegna im Juli 1975, zurück in den 2. Weltkrieg, die Flucht über Paris nach Manhattan, Reisen nach Deutschland, Jerusalem und die Schweiz. Es endet mit ihrer Heimreise im August 1975. Dabei wechselt die Autorin mehrfach die Zeitebenen.

Die Erzählung basiert zum Grossteil aus Dialogen, Auszügen aus Briefen, Gedichten und Werken von Hannah Arendt.
Sie hat eine Vorliebe für Kant- und Brecht, und bevorzugt die Kreise Intellektueller (beispielsweise Walter Benjamin, Ingeborg Bachmann, Gerhard Scholem, Kurt Blumenfeld, Uwe Johnson, Martin Heidegger und Karl Jaspers). Da ich bisher von Frau Arendt nicht mehr kannte als ihr Buch zum Eichmann-Prozess, den sie als Reporterin begleitete, sagten mir diese Namen erstmal nichts und regten mich dazu an, die Zusammenhänge und Hintergründe nachzulesen.

Ich habe einen guten Einblick in die Person Hannah Arendt erhalten und kann den Roman jedem an's Herz legen, dercsich mit ihrem Leben und Wirken beschäftigen möchte.

In anderen Rezensionen habe ich Kritik an der unkommentierten Verwendung des "N-" und "Z-Wortes" gefunden. Ich persönlich kann mich dieser Kritik nicht anschliessen. In dem Buch geht es um eine Frau, in deren Generation beide Worte ganz selbstverständlich benutzt wurden, und alltäglichen Sprachgebrauch darstellten. Das sollte einem schon klar sein, auch ohne eine expliziete Kommentierung des Verlags. Man muss m. E. nicht alles Selbstverständliche noch lange zusätzlich breit treten.