Der Lauf der Zeit von Frauenfreundschaft(en)

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In jungen Jahren erscheint einem das Leben grenzenlose Möglichkeiten zu bieten. An jeder Ecke ein neues Abenteuer allzeit mit den besten Freundinnen im Schlepptau erscheint man unbesiegbar und das Leben endlos.
Die herrliche energiegeladene Naivität der Jugend.
Die Jahre schwinden dahin, die Lebensentwürfe driften auseinander. Die einen heiraten, die anderen landen den tollsten Job, wieder andere bekommen Kinder oder kaufen sich eine Immobilie, verwirklichen sich in einem Hobby.
Jede beobachtet still und unbewusst was die Anderen erreicht haben. Aber was bringt das? Es endet in oberflächlichen Unterhaltungen - keine echte Freundschaften. Nähe macht eben angreifbar, ist aber menschlich(er).
Freundschaften verändern sich im Laufe des Lebens erheblich.
Die eigenen inneren Zwänge, der Neid und das Schielen auf die vermeidlichen Erfolge der Freundinnen, verstellt den Blick auf die ureigene Wünsche und das was das eigene Lebensglück ausmacht.
Und was passiert wenn der große Traum von der Karriere, Kind, Mann und Eigentum nicht in Erfüllung geht? Ist es überhaupt einer?
Es gibt nicht DIE eine Antwort und für jeden von uns ist die Antwort eine andere.
Und genau diese vielschichtige Fülle verbirgt sich in diesem tollen Roman von Anna Hope mit “Was wir sind” (O-Ton-Titel: Expectation).
Sprachlich famos und stillsicher beschreibt sie die Freundschaft dreier Frauen in London über die Jahre hinweg. Im Zusammenspiel und in der Einzelanalyse. Auch die Dynamik untereinander wird deutlich herausgearbeitet durch ständigen Perspektivwechsel. Ist aber nicht anstrengend und erhöht die Tiefe der Handlung. Hinzu kommen punktuell zeitliche Sprünge in die Vergangenheit, die Veränderungen deutlich machen.
Und genau diese Kombination macht den Roman lesenswert.
Der Roman spricht sicherlich am ehesten Frauen Mitte 30 aus der Seele.

Fazit: Einfach mal wieder eine ehrliche und gute Unterhaltung führen und sich selbst fragen: “Was ist MIR wichtig? Was brauche ICH um glücklich zu sein?”