Fragmente des Lebens

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
amara5 Avatar

Von

Hannah, Cate und Lissa sind jung, lebensfroh und unzertrennliche Freundinnen. Sie wohnen gemeinsam in einem charismatischen Haus am Rande von London Fields, gehen zu Kulturveranstaltungen, lesen, diskutieren, kochen und wissen genau, wer sie sind und wer sie sein wollen und werden.

Zehn Jahre später sind sie Mitte Dreißig und jede der emanzipierten Frauen hat ihr eigenes Problem: Hannah wird trotz mehrmaligen künstlichen Befruchtungen nicht schwanger und schlittert in eine Ehekrise. Cate leidet nach der Geburt ihres Sohnes an einer wiederkehrenden Depression - ihr einziger gedanklicher Halt ist das Erinnern an eine alte Liebe. Lissa zweifelt an ihrem Können als Schauspielerin und findet keine feste Beziehung. Sie sind nicht dort, wo sie sich erhofft hatten. Jede Frau will ein wenig von dem, was die andere hat.

Inmitten von Ehe- und Beziehungskrisen, Karrieren und Kinderwünschen gibt die Autorin Anna Hope jeder Frau ihre eigene Stimme und fragt: Was heißt es, im 21. Jahrhundert eine Frau zu sein? Wie führe ich abseits meiner eigenen und fremden Ansprüche und Erwartungen ein sinnerfülltes Leben? Wie finde ich mich zurecht als Rolle der Tochter, Mutter, Ehefrau, Freundin und Feministin?

Dabei rollt sie mit zwischenmenschlichem Gespür für Details die Leben der Frauen anhand von Zeitsprüngen und Erinnerungen auseinander - die Rückblicke sind wie verblasste Polaroids und erlauben dem Leser, tiefer mit den Charakteren zu fühlen und die Fragmente ihrer Leben zusammenzupuzzeln. Hope schreibt sehr einfühlsam, emotional weise und zutiefst menschlich. Die Beschreibungen der Umwelt und Menschen ist so bildgewaltig und präzise, dass man sie beim Lesen förmlich vor Augen hat.

Anna Hope entwirft einen sehr intimen, realitätsnahen und ehrlichen Blick (ähnlich wie Sally Rooney) auf zerstörerische Selbsterwartungen und wie wir es schaffen können, das Leben fließen zu lassen und einen Zwischenraum von Haben und Wollen zu finden. Wir alle leben trotz geplatzter Träume und Schmerz weiter. Und es ist ein Roman über das große Auf und Ab von Freundschaften, auch wenn man aus lauter Angst vor Verletzungen nicht über die wirklichen Probleme reden kann. Dabei enstehen leichte Längen, aber Hope navigiert mit so einer sinnlichen Prosa durch die Innenwelten der Frauen, dass ich über diese getrost hinwegschauen konnte.