Freundinnen fürs Leben

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petris Avatar

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Drei Frauen, zwei von ihnen kennen sich aus der Schule, die dritte ist eine Studienkollegin einer der beiden. Hannah, Lissa und Cate. Mit Mitte 20 ziehen sie zusammen in eine Haus-WG in London. Das Leben steht ihnen offen, so viele Möglichkeiten, so viel Freiheit, so viele Karrieren, die Freundschaft ist eng und sie glauben, dass sich das nie ändern wird.
„Sie haben noch Zeit zu werden, wer sie später einmal sein wollen.“ S. 13

10 Jahre später sind die drei Frauen in ihren Mittdreißigern. Die Welt sieht plötzlich ganz anders aus. Cate hat einen Mann kennengelernt, ist schnell schwanger geworden, hat geheiratet und sitzt jetzt in einem Haus in Canterbury, das die Schwiegereltern gekauft haben. Mit dem Baby ist sie überfordert, sie ist einsam, depressiv, ihr Mann arbeitet viel, bemüht sich sie zu verstehen, doch stößt an seine Grenzen. Lissas Schauspielkarriere ist nicht verlaufen, wie sie wollte. Sie hält sich mit Gelegenheitsjobs und Werbespots über Wasser. Hannah hat die Liebe ihres Lebens geheiratet, doch es will nicht klappen mit einem Kind. Nach einer dritten IVF will ihr Mann keine weiter mehr. Sie scheinen alleine mit ihren Schwierigkeiten zu kämpfen, ihre Freundinnen sind mit sich selbst beschäftigt und haben ganz andere Probleme.
Hatten sie sich so ihr Leben vorgestellt? Hatten sie etwas verpasst? Was war mit ihrer Freundschaft passiert? Und dann passiert etwas, was das Dreiergespann beinahe völlig auseinander brechen lässt.

Erzählt wird die Geschichte der drei Freundinnen abwechselnd in Rückblicken, in die Zeit ihrer Haus-WG und etwas danach und in Episoden aus ihrem aktuellen Leben. Es kommen immer alle drei zu Wort, wir verfolgen parallel ihr Leben und ihre Gedanken. Am Ende gibt es dann einen kleinen Ausblick in die Zukunft mit einem Sprung in ihre beginnenden Vierziger.
„Sie sind dankbar für das, was sie haben, weil sie wissen, dass Alter und Krankheit gar nicht mehr so fern sind. (…) Sie haben es bei anderen gesehen, sie haben es verstanden und sind demütig geworden.“ S. 359

Ich fand den Roman großartig, die Abschnitte hatten genau die richtige Länge, die Zeitsprünge erzeugten Spannung und ich mochte die Sprache. Die Charaktere sind sehr authentisch gezeichnet, Hope versucht sie nicht sympathischer zu machen als sie sind, sie haben ihre Ecken und Kanten, ihre Fehler und ihre dunklen Seiten. Natürlich ist dieser Roman ein Roman meiner Generation, ich bin in etwa gleich alt wie die drei Freundinnen, habe mich in ganz vielen Dingen wiedergefunden, sogar ungefähr zur selben Zeit wie die Frauen hier in London gelebt. Am Camden Market war ich oft, ich liebte das London der 90er! Aber auch dieses Gefühl, dass man alles vor sich hat und plötzlich feststellt, dass die Zeit vergangen ist und man nicht sicher ist, ob man nicht etwas verpasst hat und falsch abgebogen ist, ist mir vertraut.

Ein wunderschöner Roman übers Erwachsenwerden, über Freundschaft und über verschiedene Lebensentwürfe von Frauen, sehr menschlich, sehr authentisch und unglaublich schön zu lesen. Ich bin begeistert.