Als Debüt in Ordnung

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kobina Avatar

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Als ich vor gut einem Jahr "Tempest of Tea" las, war ich hin und weg von Hafsah Faizals Schreibstil. Entsprechend beschloss ich bald schon, mir "We hunt the Flame" zu kaufen - als ich dabei jedoch sah, dass es nach fünf Jahren endlich auf Deutsch übersetzt wird, wollte ich dann doch lieber warten, damit meine Ausgaben zusammenpassen. (Schließlich sind beide Dilogien hierzulande von Knaur.) Dabei war ich schon sehr glücklich, welche Cover sie für die deutschen Ausgaben wählten, da mir eine Auflage der englischen nur bedingt zusagt.
Leider musste ich mich beim Lesen des Buches allerdings sehr häufig daran erinnern, dass es sich hierbei um ihr Debüt handelte. Insbesondere die Charaktere konnten mich hier nicht überzeugen. Während die fünf Hauptcharaktere in "Tempest of Tea" alle vor unterschiedlicher Nuancen nur so strotzten, sind die beiden Hauptcharaktere in "We hunt the Flame" eher uninspiriert.
Trotz dass sie aus sehr unterschiedlichen Schichten kommen, ist ihr jeweiliger Hintergrund beinahe identisch: Ein Elternteil tot, das andere daraufhin in irgendeiner Weise negativ eskaliert, sodass es auf jeden Fall keine gesunde emotionale Bindung zu ihnen gibt; fürs große Ganze gezwungen zu töten, wenn auch bei der einen Partei Tiere und bei der anderen Menschen; dazu noch eine große Portion Selbstmitleid, unnötig dramatische Monologe die sich wiederholen, und so viel Altruismus, dass es wie eine faule Ausrede klingt. Sobald die beiden Charaktere aufeinander treffen, wird noch deutlicher, wie ähnlich sie einander sind.
Auch der Sprachstil, den ich in "Tempest of Tea" so geliebt habe, ist in "We hunt the Flame" noch nicht so ausgeklügelt. Dies kann allerdings auch am Übersetzer liegen. Dieser ist im vorliegenden Buch sehr präsent und fällt mit Wörtern wie "Sperenzchen" oder "trollte sich" als eigenwillig auf. Dabei enthalte ich mich an dieser Stelle jeglicher Wertung, da das Geschmackssache ist und jeder für sich selbst wissen muss, ob er lieber "unsichtbare" Übersetzenden liest oder die "sichtbaren". Wer Letzteres präferiert, wird hier auf jeden Fall glücklich!
Etwas Positives möchte ich trotzdem loswerden: Die Welt, die Hafsah Faizal geschaffen hat, ist wunderschön detailliert. Mir gefällt, wie ausgearbeitet sowohl die Zeit vor dem Magieverlust, als auch die Zeit nach dem Magieverlust dargestellt wird. Da sind bereits die ersten Züge der bald schon großartigen Autorin zu finden, die mich bei "Tempest of Tea" bereits mit der ersten Seite gepackt hatte.