Bedingt zeitgemäße Bibel für Fans

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Vor Jahren lud ein Freund zum Jahreswechselgrillen ein – damals hielten ihn alle für verrückt, nun gibt es eine ganze Wintergrillbibel zum Thema. Grund genug, die mal auf Praxistauglichkeit zu prüfen.

Manuel Weyers „Weber’s Wintergrillbibel“ beginnt mit einer Einleitung zur Atmosphäre beim Wintergrillen (wie macht man es sich draußen muggelig) und theoretisch-praktischen Hinweisen (etwa zur Standortwahl des Grills sowie zum Einfluss der Außentemperaturen auf Garzeiten). Weiter geht’s mit Reinigungsanleitungen, Grilltechniken, Besonderheiten verschiedener Grills, besonders nützlichem Zubehör usw. Ins direktere Vorgeplänkel zum Rezeptteil steigt der Autor mit Würzmischungen (Limonen-Karamell – wenn das nicht spannend klingt …) sowie Saucen und Dips ein. Und dann geht’s los: Holiday’s Special Grill & BBQ, Grilled Salad Special (Feldsalat-Kartoffel-Quiche), Lamm & Wild, Gemüse & Sides (Cabbage Cake), Bake & Cake (wer hätte gedacht, dass man Lebkuchen vom Grill machen könnte?!) und vieles weitere mehr. Zum Abschluss gibt es noch Hinweise für die verschiedenen „Grillgutklassen“ zu Garzeiten, Temperaturen usw. sowie saisonaler Ware.

Zunächst stellt sich mir die Frage: Braucht man so ein Kochbuch? Grillfans sicher – zumindest wenn sie entweder noch nicht recht sattelfest sind oder ihr Repertoire erweitern wollen. Man lernt aus dem Buch, dass Planung beim Wintergrillen eine größere Rolle spielt als im Sommer, denn sonst friert man sich gewisse Körperteile am Grill ab. Was macht das Buch aus? Zum einen recht originelle Rezepte und zahlreiche Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die gute Struktur des Buches an sich wie auch die der Rezepte, Bilder der Gerichte, die definitiv Appetit machen. Es gibt immer wieder Infokästen zu speziellem Zutaten-Know-how bzw. zum Hitzemanagement. So weit, so GU(T) (sorry, der musste raus). Gibt’s auch was zu nörgeln? Ja, ein bisschen: Zwar gibt es selbst in den „Fleischkapiteln“ ab und an Vegetarisches, aber die Rezepte sind nicht per Icon mit Ernährungspräferenzen gekennzeichnet – andererseits würde sich das in puncto vegetarisch auch kaum lohnen. Das ist einfach nicht besonders zeitgemäß. Darüber hinaus frage ich mich, wer Zielgruppe des Buches ist: Grillfanatiker, ok – aber brauchen die wirklich so viele Schritt-für-Schritt-Anleitungen? Nun gut, die mehr als 200 Rezepte werden teils schon komplex. In Summe ist das Buch eine Empfehlung für Fans speziell von Weber-Grills, die gern und viel Fleisch, Fisch, Geflügel grillen – gern auch als Geschenk für diese Gruppe; für alle anderen auf dem weiten Feld der Koch- und Backbücher wohl eher ein „nice to have“ und somit 4 bzw. 3 Sterne, auf die ich letztlich auch abrunde.