Eine Achterbahn der Gefühle

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ravenna Avatar

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Einen geliebten Menschen zu verlieren ist verdammt schwer zu ertragen. Kein Tag vergeht an dem man nicht an diesen denkt. Und handelt es sich dabei um ein Elternteil verliert man auch einen Teil seiner selbst. Man klammert sich an kleine Gegenstände und die vertraute Umgebung um alles einiger Maßen zu ertragen. Und was wenn man dann auch das noch verliert?
Genau diesem Problem sieht sich die 18 jährige Layken gegenüber. Vor einem halben Jahr ist ihr Vater plötzlich und unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben. Und als wenn dies nicht schon schwer genug ist, hat ihre Mutter beschlossen, dass sie von Texas nach Michigan umziehen. Nach einer mehrtägigen Fahrt ins weit entfernte Michigan kommen sie schließlich in ihrem neuem Zuhause an – müde und niedergeschlagen – trauernd. Doch bereits wenige Minute nach ihrer Ankunft kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung mit einem ihrer Nachbarn: Will. Noch nie hat sie so empfunden, wie wenn sie Will sieht. Mit ihm zusammen scheint endlich das Glück in ihrem Leben zurückzukehren. Und auch Will empfindet genauso wie Layken. Scheinbar hat sich das Blatt wieder gewendet und der Umzug hat doch etwas Gutes. Gemeinsam verbringen sie drei wunderschöne Tage, ehe das Schicksal erneut zuschlägt…

„Weil ich Layken“ ist definitiv ein Buch in dem mehr steckt, als man zunächst vermutet. Das Buch ist definitiv ein Hingucker wenn man es in der Buchhandlung sieht. Nicht nur das andere Format sticht hervor, sondern auch die Gestaltung des Covers an sich. Ein rosa Farbklecks auf den sonst in weiß gehaltenem Cover sticht hervor. Der Buchtitel ist in großen Lettern aufgedruckt. In meinen Augen absolut gelungen, denn es verrät absolut nichts und ist dennoch ein Blickfang und vor allem unterscheidet es sich deutlich von den meisten im Moment gängigen Covern.

Die Leseprobe und der Klappentext hatten mich definitiv neugierig gemacht und so machte ich mich sofort daran das Buch zu lesen, als ich es endlich in den Händen halten konnte. Bereits beim Lesen der Leseprobe hatte ich mich am Schreibstil der Autorin gestört. Sie bedient sich einem recht einfachen, zum Teil beinahe stichpunktartigem, Schreibstil. So dass es insbesondere am Anfang wirkt, als sei die Autorin gehetzt und wollte schnell ihre Geschichte aufschreiben. Ich habe mir an so manchen Stellen etwas mehr Tiefe gewünscht, um etwas mehr eintauchen zu können. Doch im Laufe des Buches fand ich es dann nicht mehr so unpassend und habe mich daran gewöhnt oder war einfach zu sehr vom Inhalt gefangen, dass ich einfach darüber hinweggelesen habe.

Erzählt wird die Geschichte in der „Ich-Form“ aus der Sicht der 18jährigen Protagonistin Layken. Am Anfang lernt man sie, als in sich gekehrt und ruhig kennen. Grund dafür ist der Verlust ihres Vaters und der Umzug in eine fremde Stadt, weit weg von ihrer gewohnten Umgebung, tut ihr Übriges dazu. Im Laufe der Geschichte wird schnell klar, dass Layken ein lebenslustiger Mensch ist und man gemeinsam mit ihr Lachen, aber auch Weinen und Leiden. Layken ist ein Mensch mit extrem viel Gefühl und Verantwortungsbewusstsein. Nachdem Tod ihres Vaters hat sie sich viel um ihren Bruder gekümmert, um ihre Mutter zu entlasten. Man erkennt, dass sie alles tun würde, für die Menschen, die sie über alles liebt. Nur leider bleibt sie dabei selbst auf der Strecke.
Der zweite Protagonist ist Will, der charmante Nachbar, der Laykens Welt komplett auf den Kopf stellt. Und genauso wie Layken opfert er sich für seine Familie auf. In dem Fall für seinen jüngeren Bruder Caulder. Wie Layken ist auch Will der sich fast selbst aufgibt, nachdem das Schicksal ihn übel mitgespielt hat.
Gemeinsam kämpfen sie nun gegen diverse Hindernisse und finden sich dabei selbst. Und das wird auf eine beeindruckende Weise erzählt, dass dem Leser tief in den Bann zieht.
Neben diesen beiden Charakteren gibt es noch andere Personen, die man schnell ins Herz schließt. So z. Bsp. die Brüder von Layken und Will, Kel und Caulder. In ihrer kindlichen und unbedarften Art sind sie einfach nur Zucker. Bringen einen immer wieder zum Schmunzeln. Super gefallen hat mir auch Laykens Freundin Eddie. Ein Mädchen, das trotz einer absolut verkorksten Kindheit ihren Lebensmut nicht aufgegeben hat und aus allem das Positive zieht. Mit ihrer Art und ihrem Charme schleicht sie sich schnell in die Herzen der Leser.
Die Geschichte an sich ist ein wahres Wechselbad der Gefühle – von himmelhochjauchzend bis am Boden zerstört. Und dies ist der Grund warum man dieses Buch einfach nicht aus der Hand legen kann. Man ist ganz schnell ein Teil des Geschehens, so dass man einfach nur weiterlesen möchte, um zu erfahren wie es den beiden Hauptprotagonisten ergeht.

Das Buch ist als Jugendbuch deklariert, aber ich finde diesen Gedanken sollte man ablegen, wenn man dieses Buch in die Hand nimmt und anfängt zu lesen. Denn auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, als sei dies wieder eines jeder Bücher, in dem sich zwei Treffen, sich verlieben, dann doch nicht zusammen kommen können und sich am Ende aber kriegen, steckt in diesen unscheinbaren Buch so viel mehr. Ja, es ist eine Liebegeschichte, aber in „Wenn ich Layken liebe“ geht es noch um so viel mehr. Es geht um Trauerbewältigung, um Verantwortungsbewusstsein, um Schicksalsschläge und um Poesie. Denn Wills große Leidenschaft gilt der Lyrik und er liebt Poetry Slams. Und dieser Aspekt nimmt einen großen Teil des Buches ein. Immer wieder wird dies aufgegriffen und mit sehr viel Leidenschaft dem Leser nahe gebracht. Denn wenn Will so leidenschaftlich über sein Hobby spricht, fühlt man sich selbst angesprochen und es weckt in einem auch ein gewisses Interesse für die Poesie. All die Gedichte, die in diesem Buch vorkommen, sind wahnsinnig tiefgründig und kehren das Innere nach außen. Ich habe jede Textzeile genossen. Jedem Kapitel ist eine kleine Textstelle, aus einem Song, vorangestellt. Auch dies sagt so viel und zeigt, wie viel Gefühl in dem Buch steckt.

Abschließend kann ich sagen, dass mich dieses Buch absolut überrascht hat. In absoluter Rekordzeit habe ich das Buch durchgelesen. Noch nie habe ich so viele Taschentücher beim Lesen verbraucht. Es hat mich tief berührt und dies hielt noch lange nach dem Beenden des Buches an. Ein absoluter Tipp.
Ich bin sehr gespannt auf die weiteren Bände.