Großes emotionales Kino!

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wordworld Avatar

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"Ich habe ein Mädchen kennengelernt,
das ist unglaublich schön.
Ich bin ihr verfallen.
Und zwar so richtig.
Rettungslos."

Manchmal dauert es bei mir etwas länger, bis ich die Feinheiten eines Covers komplett wahrnehmen kann. Mir hat die Gestaltung auf den ersten Blick schon sehr zugesagt. Mit dem lila Farbklecks wirkt es schön bunt und zugleich abstrakt. Aber was ich erst jetzt beim Schreiben bemerkt habe, als ich mich über den -meiner Meinung etwas seltsamen- Titel auslassen wollte, ist die Tatsache, dass da ja auch Will steht. Ja, ziemlich blind von mir, ich weiß!

Dennoch ein schönes Detail das ich hier erwähnen möchte. Dennoch finde ich es etwas unglücklich, dass die aus Laykens Sicht erzählte Geschichte “Weil Ich Layken liebe” heißt. Konsequenterweise heißt der zweite Teil übrigens “Weil ich Will liebe” und wird aus Wills Sicht erzählt. Das ist aber zum Glück das einzige "Hä", das bei mir im Zusammenhang mit diesen Büchern aufgetaucht ist.
Das Buch wirkt vielleicht auf den ersten Blick wie eine schöne Romanze zweier ganz junger Menschen, doch je mehr man liest, desto mehr wird man in den Sog gezogen und gezwungen sich mit den Charakteren immer tiefer in all den Geschehnissen zu verrennen. Die Geschichte ist so leicht wie die Liebe, aber auch genauso wiegt sie tonnenschwer auf dem Herzen. Es geht um Freundschaft, um Verzicht, um Wut, um Enttäuschung, um Angst, um Sorge, um Verantwortung. Um so viele Dinge im Leben, die man erst dann wirklich spürt, wenn man sie selber erlebt hat. Oder wenn man in der Lage ist, sich in ein Buch hinein zu fühlen.

Denn wenn man das hinbekommen hat, wird man von der Autorin rücksichtslos von einer Emotion in die nächste geworfen, sodass man am Ende erst einmal da sitzt und nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Dieser Roman ist wie eine rasante Achterbahnfahrt, die gar nicht mehr aufzuhören scheint. Auf der einen Seite bringt die Situationskomik -zu der auch einige flache Chuck Norris Witze gehören- die Leser zum Schmunzeln, danach erweicht die zärtliche und aufrichtige Liebe zwischen den Hauptcharakteren das Herz und auf der nächsten Seite stimmt eine fatale Wendung uns unfassbar traurig. Besonders diese traurigen Szenen wirken einige Zeit nach und regen zum Nachdenken an. Zum Nachdenken über die Prioritäten im eigenen Leben und sie zeigen uns, was wirklich zählt. Worauf es eigentlich ankommt.

"Du hast mich gelehrt, die Betonung auf das Leben zu setzten!"

Ich will gar nicht bestreiten, dass ich mehrmals Tränen in den Augen hatte, denn manche Szenen am Ende waren wirklich wunderschön und extrem traurig. Colleen Hover ist gelungen, schmerzhafte Themen wie Verlust und Trauer mit sehr viel Fingerspitzengefühl anzugehen und uns Leser somit die Gefühle von Layken und Will authentisch darzulegen.

Und noch etwas hat mich absolut überzeugt: Die Charaktere sind einfach genial! Laykens Blick auf die Welt, sarkastisch aber manchmal auch leicht melancholisch und doch mit viel Witz erscheint sehr echt und realistisch. Sie ist normal, empfindet wie ein ganz durchschnittliches Mädchen, hat aber mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Die Art, wie sie diese angeht, macht sie ganz besonders. Mit ihr dieses kleine Abenteuer zu erleben, das direkt aus dem Leben gegriffen ist, aber trotzdem magischer nicht sein könnte, hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Auch Will ist einfach super sympathisch. Der charmante und hilfsbereite Prachtkerl von gegenüber, wer würde sich nicht über solch eine Nachbarschaft freuen? Natürlich ist sofort klar, dass die beiden perfekt zusammenpassen, doch dann kommt das Schicksal und legt den beiden einige Steine in den Weg. Doch natürlich weiß man: Hindernisse sind dazu da, um aus dem Weg geräumt zu werden!

Laykens Mutter Julia, ihre Freundin Eddie, ihr Bruder Kel, die Nebenfiguren sind auch wunderschön ausgestaltete und etwas ganz besonderes! Alle haben klitzekleine Eigenarten an sich, die sie von der ganzen Masse an Charakteren abheben und sie zu einem kleinen Stück dieser wunderbaren Geschichte machen, die man nicht so schnell vergessen wird.

Diese Liebe zum Detail ist mir auch abseits der Charaktere aufgefallen und nach einiger Zeit habe ich angefangen diese zu lieben. Süße Kleinigkeiten, die sich immer wieder wiederholen und wie kleine Insiderwitze den Leser erfreuen. Wer das Buch gelesen hat, weiß was ich meine. Layken stolpert zum Beispiel immer über den selben Gartenzwerg, trägt Darth Wader Plüschschuhe und redet als Metapher für das Verdrängen von schlimmen Wahrheiten von "Kürbisse schnitzen". Das ist Kitsch auf aller höchstem Niveau!

Was vor allem schön ist und das Buch für mich sehr besonders macht, sind die wunderschönen Poetry-Slam-Texte darin, die mich auch dazu gebracht haben anzufangen selber welche zu verfassen. Falls jeman nicht weiß, was Poetry-Slam ist, kann !!!hier!!! etwas darüber nachlesen!
Die Texte waren wirklich sehr originell und haben dem Buch noch das gewisse Etwas verliehen, auch wenn ich mich ab da immer sehr geärgert habe, dass ich das Buch in der Übersetzung und nicht im Original gelesen habe aber das kann ja noch nachgeholt werden!

Die Avett Brothers, aus dessen Liedern Zitate die einzelnen Kapitel total passend einleiten, gibt es wirklich - habe sie gegoogelt-, aber leider ist deren Musik nicht so mein Fall, dass ich da von einer echten Entdeckung sprechen könnte. Die Art, wie die Zitate immer zum Inhalt der Kapitel passen, ist ebenfalls repräsentativ für die viele Arbeit, die in diesem Buch steckt.

"Who cares about tomorrow? What more is tomorrow, than another Day?"
- The Avett Brothers


Fazit:

Ein Strudel aus Schicksalsschlägen, reißender Liebe und der Ungerechtigkeit, die das Leben manchmal mit sich bringt – großes emotionales Kino!

4,5 Sterne