Weiß der Himmel von Dir

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
wannabewriter Avatar

Von

Alicia Bessette hat hier ein wunderbares Buch kreiert. Die Geschichte von Zell und ihrem in New Orleans verstorbenen Mann Nick und deren Freunde aus der High-School-Zeit geht ans Herz. Nick und Zell wussten schon als Teenager was sie wollten. Nicht nur beruflich, sondern auch für ihr privates Glück. Heiraten, Haus kaufen, Hund anschaffen und dann Kinder bekommen. Letzteres war ihnen nicht mehr vergönnt, da Nick während einer Hilfsaktion in New Orleans, die er als Fotograf der örtlichen Tageszeitung begleitet hat, bei einem Unfall ums Leben kam. Die Geschichte steigt knapp 1 1/2 Jahren später ein und lässt den Leser, ohne dies direkt zu benennen, die Trauer nicht nur von Zell, sondern auch der gemeinsamen Freunde, spüren. In einer Kochzeitschrift von Polly Pinch, einer populären Fernsehköchin, die versehentlich in Zells Briefkasten gelandet ist, stößt sie auf den Wettbewerb "Süßes für die Seele". 1. Preis: 20.000 Dollar. Schicksal? Dies war der Betrag, den Ihr Nick für New Orleans sammeln wollte. Also macht Zell sich daran, ein Dessert zu kreieren. Ihre Kenntnisse von Backen und Kochen beschränken sich auf das, was ihre Hauswirtschaftslehrerin "die alte Küchenhexe" ihr beigebracht hat sowie das Auftauen von Fertigmenüs. Als ein von Nick im Backofen verstecktes Geschenk (perfekter Ort, benutzte Zell ihn doch nie) die Feuerwehr auf den Plan ruft, treten auch ihre Nachbarn, die neunjährige Ingrid und ihr alleinerziehender Vater Garrett in ihr Leben. Ingrid ist beinahe besessen von Polly Pinch und möchte diese - da sie sie als ihre Mutter, die sie nie kennengelernt hat, vermutet - unbedingt kennenlernen. Das gemeinsame Ziel, diesen Wettbewerb zu gewinnen, schweißt das ungleiche Paar zusammen und führt Zell zur "alten Küchenhexe" zurück. Diese entpuppt sich nach ihrer Pensionierung als äußerst kreative Kettensägenkünstlerin und überraschenderweise als Stiefoma von Ingrid.

Das Leben kehrt mit kleinen Schritten zurück und am Ende wird - bis auf dass der hinter einer Katze herjagenden Greyhound Captain Ahab, der Familienhund und treuer Weggefährte Zells, nicht wieder zurückkehrt - alles gut.

Diese Geschichte hat mich stellenweise wortwörtlich zu Tränen gerührt. Taschentücher sollten, gerade zum Ende hin, in erreichbarer Nähe liegen. Alicia Bessett erzählt die Geschichte von Trauer und Hoffnung spielerisch, ohne dies ständig offen aussprechen zu müssen. Man taucht schnell in die Umgebung, in die Gemeinschaft der Bewohner von Wippamunk ein und lässt sich von ihren Geschichten mitreißen. Die Personen sind alle durchweg sympathisch, so unterschiedlich sie auch sind.

Einen einzigen Kritikpunkt habe ich allerdings: Zell neigt zum Fluchen. Allerdings nicht besonders abwechslungsreich. Das Wort "Kacke" kommt unzählige Male vor, ebenso "verf...t". Bei letzterem kann man allerdings selbst "kreativ" sein, gibt es da doch verschiedene Möglichkeiten.

Fazit: "Weiß der Himmel von dir" ist ein wunderschönes, kurzweiliges Buch. Es wirkt noch eine Weile nach und wird nicht so schnell wieder vergessen.

Leser, die nah am Wasser gebaut sind, sollten es vielleicht nicht in der Sonne lesen.