An der Grenze der Realität

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frollein_wunderbar Avatar

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Die junge Schauspielerin Ayami arbeitet in einem von einer Stiftung betriebenen Hörtheater. Aufgrund schwindender Besucherzahlen schließt das Theater und dieser letzte Tag setzt eine Reihe von Begegnungen in Gang, die chronologisch nicht auseinander zu halten sind, sie ereignen sich scheinbar parallel.
Ich kann schwer den Inhalt wiedergeben, es gibt keine homogene Handlung und sie spielt meines Erachtens nicht wirklich eine Rolle.
Es geht - kryptisch umrissen - um die reale Existenz, überhaupt um die Definition von Realität, um Gefühl und Intuition. Um den Zufall, und wie er Menschen einander begegnen lässt und sie wieder trennt, um Schicksalhaftigkeit.

Die verwendete Sprache ist schnörkellos, aber philosoohisch-metaphorisch, sehr erlebbar. Vieles dreht sich um Sinneswahrnehmungen und ihre Täuschungen, Realität und Surrealität verschwimmen, man stolpert, einem Betrunkenen gleich, durch die Geschichte, immer wieder wiederholen sich Beschreibungen mit haargenau demselben Wortlaut. Vieles wirkt verzerrt, ist nicht greifbar. Es scheint wie verschiedene Versionen einer Geschichte, verschiedene Versionen eines Lebens.

In dieser ganzen wirren Geschichte steckt ein Kern, der ganz faszinierende Denkanstöße enthüllt. Aber man bekommt sie nicht auf dem Silbertablett, wie es bei anderen Autoren der Fall ist, Bae Suah versteckt den Sinn und die Absicht hinter dem anspruchsvollen Aufbau, und ich konnte nicht alles für mich zusammenfügen und enthüllen. Am Ende des Buches blieb ich zwar ratlos zurück, aber nicht ahnungslos. Ich habe einen ganz eigenen Interpretationsansatz, auf den die Autorin auch anspielt, aber leicht erschließt sich einem nicht, worauf das ganze hinauswill. Trotzdem hat es mir verblüffend gut gefallen, es ist einzigartig und durchaus kurzweilig in seiner Abstrusität.

Wer es lesen möchte, ich empfehle, es ist ideal, um sich zu zweit oder in einer Gruppe darüber auszutauschen.