Bilderreigen

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wilde hummel 1 Avatar

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Wer den Roman von Bae Suah liest und eine eingängige schlüssige Kompaktgeschichte mit einem definierten Anfang, einer spannenden Mitte und einem auflösenden Ende erwartet - der wird das Buch nicht zu Ende lesen. Es sind viel eher lauter Geschichten in der Geschichte, Variationen, Traumbilder, verschwommene Momentaufnahmen. Ayami, die Zentralfigur im Roman wird durch die Schließung des Hörtheaters arbeitslos und mäandert dann durch den Bilderreigen und die Begegnungen. Immer wieder werden Bildsequenzen und Kurzbeschreibungen in wechselnden Zusammenhängen wiederholt, fast so, als würden im Übergang zwischen Traum und Realität Ankerpunkte aufblitzen, die durch Wiederholung Bedeutung erlangen, z.B. fährt der weiße Bus mit den lesenden Frauen, oder der Mönch mit der Kutte immer wieder durch die nebulösen Orte. Das Buch ist dennoch unbedingt lesenswert, wenn man sich von der klassischen Lesegewohnheit loslösen kann und das Ganze eher wie eine Videoinstallation wahrnimmt, dann befindet man sich in einer Ausstellung mit fantastischen Kurzfilmen, die überall entstanden sein könnten und Raum, Zeit und Logik auflösen.