Geheimnisvoll

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Der Roman"Weiße Nacht" ist das Werk der koreanischen Schriftstellerin Bae Suah aus dem Jahr 2013. Jetzt wurde er von Sebastian Bring ins Deutsche übersetzt. Der Roman besticht durch einen feinen, literarisch wertvollen Schreibstil. Die Geschichte spielt in der sengenden Gluthitze von Seoul. Ayami, die Hauptakteurin des Buches, ist eine gebildete, kluge junge Frau, die eigentlich Schauspielerin ist, wenn auch nur mit einem einzigen Einsatz; sie arbeitet jetzt im einzigen Hörtheater in Seoul. Dadurch dass es geschlossen wird, steht sie ohne Job und Perspektive da, genauso wie ihr Vorgesetzter, der Direktor des Hörtheaters. Gemeinsam sind sie in der Nacht unterwegs, um der Einsamkeit zu entfliehen. Ayami sucht nach Auswegen für sich, und verzweifelt nach ihren Wurzeln, ihrer Familie, und hat doch viel Kraft, um nicht aufzugeben. Auch andere Protagonisten (eine kranke Deutschlehrerin, ein alter Dichter, ein ausländischer Schriftsteller und andere) tauchen immer wieder im Roman auf. Der Direktor hat Probleme mit seiner verkorksten Vergangenheit. Er hat im Leben viel angefangen, versucht, und nicht zu Ende gebracht. Er trauert um sein Unglück im privaten Bereich, in der Liebe, und ihn plagen Zukunftsängste. In den Geschehnissen während der Gluthitze des Tages und der Nacht zerfließen Realitäten und Wunschträume in Fieberphantasien und Halluzinationen. Man weiß oft nicht, was ist wahr und was surreal. Das zieht sich durch den ganzen Roman bis zum Ende. Obwohl nur 160 Seiten stark, fesselt einen die Geschichte trotzdem immer wieder. Für mich war es ein anspruchsvolles Buch aus dem Leben eines fremden Kulturkreises, wenn auch mit einem abrupten Ende...