Seoul im Fiebertraum

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Der Roman beginnt mit Ayamis letzter Schicht in Seouls einzigem Hörtheater - nach dieser Vorstellung wird es schließen, was die Zukunft bringt, weiß sie noch nicht. Doch wer eine klassische Geschichte über das Leben einer Endzwanzigerin in einer Großstadt erwartet, wird möglicherweise enttäuscht werden. Wer aber Sinn für das Surreale hat, sich auf Wiederholungen, Spiegelungen und einen fließenden Übergang zwischen Traum und Wirklichkeit einlassen kann, sollte Spaß an diesem Buch haben. Suah erzählt Ayamis Geschichte in Schleifen und aus verschiedenen Perspektiven, mit der Zeit erkennen wir Sätze, Beschreibungen und Begebenheiten wieder, es erschließt sich nicht unbedingt, wie alles zusammenhängt, aber das ist letztendlich nicht so wichtig. Suah lässt uns eintauchen in die Atmosphäre Seouls, lässt uns die Hitze spüren und die Ziellosigkeit Ayamis. Ayami ist auf der Suche, nach einem neuen Job, nach ihrer Bestimmung und auch nach ihren Eltern. Suah verknüpft dabei geschickt verschiedene Ebenen und lässt uns als Leser:innen verwirrt zurück, denn oft ist nicht klar, wen wir sehen: Ayami, ihre Mutter oder gar Yoni, ihre Deutschlehrerin, die an Krebs erkrankt ist und Ayami darum bittet, einen deutschen Dichter vom Flughafen abzuholen. Oft bleibt unklar, was Traum und was Realität ist, doch das macht den Reiz dieses Buches aus, das ich sehr gern gelesen habe, obwohl ich das Gefühl hatte, es gleich noch mal lesen zu müssen, um alle Verknüpfungen und Symbole zu verstehen. Es ist auf jeden Fall ein Roman, der im Gedächtnis bleibt und zum Nachdenken anregt.