In a hurry

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constanze_pachner Avatar

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"Zwei Schwestern: Die eine arbeitet sich an sämtlichem Unrecht unserer Gegenwart ab, die andere am bürgerlichen Familienideal. Für die eine ist ihr Schwarzsein eine politische Kategorie, für die andere ihr Muttersein." (Klappentext)

Beim Lesen des Debütromans von #yandeseck fühlte ich mich wie in einem Gespräch auf einem Sofa während eines Konzertes. Leicht und gerne abgelenkt vom künstlerischen Geschehen, da die Kunst - hier der Roman - unfassbar konstruiert und unauthentisch daherkommt.
Auf der Bühne beginnt ein auktorialer Erzähler mit einer flappsig hektischen Erzählstimme die Geschichte zu erzählen, die er konsequent bis zum Ende beibehält. Folglich beeinflusst dies die Schraffierung der Charaktere, die durch die Bank weg alle mit sich und der Welt in Eile sind. 'Always in a hurry' scheint das Motto zu sein, und keiner hört sich richtig zu. Aber wie sollen sie sich auch zuhören können, wenn die Erzählstränge innerhalb der einzelnen Kapitel sich husch husch wieder auflösen, ohne wirklich auserzählt zu sein und die Kraft galanter Übergänge vom Erzähler ignoriert werden. Plötzlich Cut und zack ist im nächsten Kapitel ein neues Thema am Start. Gewiss alles profunde wichtige Themen, die in ihrer Masse aber bewirken, dass im Grunde doch kaum etwas nachhaltiges erzählt wird.

Gestört haben mich auch die Szenen, in denen die Schwägerin hinter dem Rücken der Schwester sich mit dem Schwager trifft - einfach mal so, ganz selbstverständlich. Im Narrativ hätte dies eigentlich irgendetwas bewirken müssen. Es scheint aber eher so als dienen diese Treffen für einen Schauplatz, um Meinungen, Einstellungen und Theorien der Autorin demonstrieren und ausloten zu können. Eventuell wäre an dieser Stelle ein Sachbuch besser gewesen!

Nicht nur die Erklärung für den Titel wird wie in einer Vorlesung erläuternd präsentiert, sondern im Grunde das ganze Geschehen - Leser*innen erhalten durchweg keine Möglichkeit suchend, ahnend sowie spekulierend zu schnüffeln. Der Roman ist wie ein Kellner auf einem Empfang, der auf seinem Silbertablett Häppchen verteilt, und ohne zu fragen, die Phantasie tötend, genauestens erläutert aus was diese bestehen.