Eine Liebe stärker als der Tod

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"Was hatte eine Frau in hochhackigen Stiefeln morgens um acht im Schneesturm und allein auf einem Fußweg hinter einer Kindertagesstätte zu suchen?" Die Antwort ist für Annika Bengtzon nicht schwer zu finden. Die junge Frau brachte ihren einzigen Sohn in die Betreuuung. Schwieriger ist die Frage zu klären, warum Sie diese alltägliche Routine mit dem Leben bezahlen musste. Auch Annika kommt in Erklärungsnot. Die Tagesreporterin des Abendblattes war von ihrem Nachrichtenchef Patrick eigentlich zu einer IKEA Filiale geschickt worden um über ein einsturzgefährdetes Dach zu berichten. Den Abstecher zur Kita mit dem Fund der Leiche muss sie daher einleuchtend begründen.

Liza Marklund schickt Annika Bengtzon seit 13 Jahren auf die Jagd nach Verbrechern in Stockholm. In "Weisser Tod" ist die eigenwillige Reporterin gerade aus Washington zurückgekehrt, wo sie für drei Jahre mit ihrem Mann Thomas und den beiden Kindern Kalle und Ellen gelebt hat. "Das Leben war wieder auf null gestellt". So beschreibt sie selbst den Neubeginn in Schweden, der eigentlich keiner ist. Denn sie fängt genau dort wieder an, wo sie aufgehört hat. Vor 13 Jahren im Sommer fand sie eine tote junge Frau auf dem Friedhof hinter einem Grabstein. Jetzt ist Winter und sie findet eine tote junge Frau hinter einer Kindertagesstätte. Das Leben hat sich im Kreis gedreht.

Etwas unterscheidet die damalige Annika jedoch von der jetzigen. Die Liebe zu ihrem Mann Thomas, mit dem Sie einige Höhen und Tiefen erlebt hat. Thomas wird in Nairobi entführt. Er war als EU Repräsentant für Schweden Teil einer internationalen Delegation, die sich ein Bild davon machen sollte, wie die Grenzüberwachung nach Somalia funktioniert. Die Delegation der er angehört hat, wurde entführt. Annika erfährt dies von ihrem Verleger und reagiert schockiert und entsetzt. Sie selber hat Thomas seit Tagen vergeblich versucht zu erreichen. Stellte sich aber mit "dumpfer Resignation" nur die Frage, mit welcher Frau er gerade schläft. Die erste Reaktion ihrer Freundin Anne Snapphane, der sie als einzige vom Verschwinden ihres Mannes berichtet, geht in diese Richtung: "Dieser Mistbock. Auf welcher Tussi liegt er jetzt wieder?"

Es wird spannend sein, zu Lesen wie Liza Marklund die Handlungsstränge zusammenführt. Aufschlussreich und empathisch hat sie die Handlung aus verschiedenen Perspektiven angelegt. Nicht nur Annika kommt zum Zuge, sondern auch ihr Mann Thomas. Die Entführung kann man so aus erster Hand mitverfolgen. Interessanter noch, als die Klärung des Mordes an der jungen Frau, werden sicher  die Szenen einer Ehe, die sich entweder als "Liebe, stärker als der Tod" oder als "Liebe bis in den Tod" herausstellen werden!