Interessanter Ansatz

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
buchina Avatar

Von

Liza Marklunds Roman „Weisser Tod“, setzt die Reihe um die Journalistin Annika Bengtzon fort. Diesmal gerät sie in ihre ganz private Hölle. Ihr Mann wird auf einer Dienstreise in Kenia gekidnappt und die Kidnapper verlangen von ihr eine riesige Summe Lösegeld. Ihr zur Seite steht der Boss von ihrem Mann aus dem Ministerium, der sich in ihrer Wohnung einquartiert und das Schlafzimmer zu einer Schaltzentrale umfunktioniert. Gleichzeitig gibt es in Stockholm eine mysteriöse Reihe von Frauenmorden.

Auch ohne die vorherigen Bücher gelesen findet man sich im privaten Beziehungsgeflecht von Annika nach einer Weile zurecht, obwohl es nicht ganz einfach ist. Positiv am Schreibstil fiel mir vor allem der Wechsel der Perspektiven auf. Besonders die Schilderungen von Annikas Mann in der ich-Perspektive war sehr gut gewählt, so dass es noch emotionaler wirkte. Auch der Wechsel der einzelnen Handlungsstränge stört den Lesefluss nicht, sondern macht den Roman spannender.

Beim Lesen des Romans musste ich die ganze Zeit irgendwie an Henning Mankell denken, der ja Krimis schreibt und auch Afrikaromane. Frau Marklund dachte sich wahrscheinlich ´gute Idee, probiere ich auch mal`. Meiner Meinung nach gelang ihr das nicht sehr gut. Bei den Frauenmorden hatte ich das Gefühl, dass sie nur pro Forma da sind, damit sich das Ganze noch Krimi nennen darf. Die Kidnappinggeschichte war sehr spannend und auch der Ort Kenia/Somalia gut gewählt, dazu muss ich sagen, dass ich sehr an Afrikathemen interessiert bin. Aus diesem Grund fand ich den Versuch politische Hintergründe der europäischen Afrikapolitik unterzubringen sehr gut, wenn manchmal auch etwas plakativ.  Nur war die Geschichte mit der Verhandlungsstation im Schlafzimmer von Annika und ihrem persönlichen Retter sehr unrealistisch. Im Schlusswort gibt Liza Marklund auch zu, dass sie sich wenig bis gar nicht über die Abwicklung von Entführungen informiert hatte. Grund, weil es ja geheim ist. Wenn man sich aber so einer ernsten Geschichte wir Entführung von europäischen Staatsangehörigen im Ausland widmet, sollte man auch etwas Zeit für die Recherche einplanen. Denn sonst wirkt es so wie in diesem Roman abstrus und romantisierend.

Dennoch erhält sie 3 Sterne, weil der Schreibstil gut ist und es auch spannend war.