Liza Marklund: Weißer Tod

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philipp.elph Avatar

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In Stockholm wird eine junge Frau in der Nähe eines Kindergartens tot im Schnee gefunden, in Kenia verschwindet im Grenzgebiet zu Somalia eine EU-Delegation.

In beide Ereignisse involviert: Annika Bengtzon, Ehefrau eines Delegationsteilnehmers und Journalistin, die einen Hinweis auf den Leichenfund bekommt und beginnt, für ihre Zeitung über Mordfälle an Frauen in den letzten Monaten in Stockholm zu recherchieren. Handelt es sich um die Taten eines Serienkillers oder nicht?

Vielmehr beschäftigt ist Annika mit der Geiselnahme ihres Mannes Thomas. Gerade hatte sich ihre Ehe wieder normalisiert, sie waren kürzlich aus den USA  zurückgekommen, Annika wieder den alten Job beim Abendblatt angetreten, die kleinen Kinder besuchen den Kindergarten, aber Annika steht nahezu allein da, ohne Freunde und mit einer restlichen Familie, auf die sie nicht bauen kann.

Annika kümmert sich zusammen mit Chef von Thomas, Staatssekretär aus dem Justizministerium Jimmy Halenius, um die Freilassung von Thomas, der als Vertreter der schwedischen Regierung an einer Tagung der Frontex in Nairobi teilgenommen hat. Dass die Arbeit dieser europäischen Agentur zum Schutze der Außengrenzen in Afrika nicht wohlgelitten ist, ist hinlänglich bekannt. Ob bei der Entführung jedoch politische Motive im Vordergrund stehen oder es sich um eine reine Lösegelderpressung handelt - _kidnap for ransom_ – bleibt lange unklar. Halenius verhandelt jedenfalls mit dem Big Boss der Entführer, um die Modalitäten der Lösegeldzahlung per Telefon von Schweden aus und schließlich fliegen sie, Annika und Halenius, Richtung Kenia, um die Verhandlungen abzuschließen.

Parallel dazu wird die Geschichte über die journalistische Arbeit an den Frauenmorden erzählt und mit ihr zusammen die Jagd nach den Schlagzeilen und der Auflagenstärke der Zeitung und des Wettbewerbs mit der auflagenstärksten konkurrierenden Zeitung und den anderen Medien. Von der Skrupellosigkeit der Journalisten in diesem Kampf, der dahin geht, der Polizei den Weg zu „richtigen“ Ermittlungen aufzuzeigen, aber auch von den Skrupeln einzelner Individuen in diesem Geschäft.

„Was wird die Topmeldung der nächsten Ausgabe?“. Dies Thema beherrscht die Zeitungsmacher, und so schlägt „Neues vom Serienmörder“ solange „Geiselnahme“, bis gemeldet werden darf, dass ein schwedischer Familienvater zu den Entführten gehört.

Die Brutalität der Entführer, ihr Aufwachsen unter unsäglichem Leid und Misshandlungen im Genozid der Tutsi durch die Hutu, die Kunst des Aushandelns von Lösegeld und das Wirken von Frontex wurde von Liza Marklund ausgiebig recherchiert und fließt an den betreffenden Stellen authentisch wirkend in diesen Kriminalroman ein.

Ein spannend berichteter Entführungsfall, ein düsteres Bild von Sensationsjournalismus und ein schwarzes Bild von Machenschaften krimineller Gruppen auf der Höhe des Äquators im Osten Afrikas.

Philipp Elph