Morderne Piraterie in Schweden und Afrika

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Ihren neuen Krimi "Du gamla, du fria" lässt die Schwedin Liza Marklund wieder einmal an mehreren Handlungsorten spielen. Zum einen ist da die inzwischen wohlbekannte und temperamentvolle Journalistin Annika Bengtzon aus Stockholm, die gerade aus Washington zurückgekehrt ist und wieder Fuß zu fassen versucht. Zum anderen reist in diesem Band ihr Mann Thomas Samuelsson für das Justizministerium nach Nairobi, um dort an einer Konferenz teilzunehmen. Darüber hinaus arbeitet Annika an der Aufklärung einiger Frauenmorde mit. Kurz darauf hat sie jedoch ein ganz anderes persönliches Problem: Thomas wurde kurz vor der Grenze zu Somalia entführt wurde und es gibt keine Möglichkeit der Kontaktaufnahme...-

Inzwischen liegt mit "Weisser Tod" endlich der 8. Band von Liza Marklund um Annika Bengtzon vor. Bisher habe ich alle Romane um sie gelesen und sehr geschätzt. Es ist interessant, wie sich die Journalistin (dieses Mal mal keine Kommissarin) an die Auflösung der Fälle macht und wie sich ihr Privatleben mit Thomas, Ellen, Kalle und Freundin Anne weiterentwickelt. Als treuer Leser hat man die Figuren regelrecht vor Augen. Nach dem Roman mit James Pattersson um die "Postkartenmörder" empfinde ich diesen neuen Marklund jedoch als etwas farblos und wenig "thrillerartig". Die Geschichte um die Frauenmorde in Stockholm kommt nicht so richtig in Fahrt - der Leser will eigentlich nur wissen, wie es mit Thomas und seinen Kollegen weiter geht. Diese Randgeschichte hätte man sich somit fast (er)sparen können. Annikas Profession bleibt in diesem Band sowieso eher im Hintergrund, da sie genervt ist von ihren Kollegen und deren Fragen zu ihrer Situation. Trotz der marklundeigenen Sozialkritik sind mir einige Szenen zu brutal geschildert worden und ich habe mich gefragt, ob das wirklich nötig war. Der Leser erhält nebenbei noch Einblick in die Redaktionsarbeit, muss sich einlesen in Probleme der Globalisierung, des Terrorismus, der sozialen Ungleichheit und den Beziehungsstress der Hauptperson. Das sind sehr viele Themenstränge, die sich für mich leider nicht schlüssig zu einem Gesamtwerk zusammenfügten, sondern eher aneinandergereiht wirken. Annika als Figur erscheint passiv, ermüdet und ausgebrannt - ihr Chef schmeißt hin und die Ehe mit Thomas steht vor dem Aus. Ein bisschen viel des Guten. Vielleicht soll dies ja aber zu einer kompletten Umstrukturierung der Reihe in einem Folgeband führen. Oder die Autorin leitet – ähnlich wie bei Mankells Wallander – langsam für die Hautperson die Spirale nach unten ein. Fazit: Ein interessanter Roman, aber kein Thriller im eigentlichen Sinne und für mich persönlich einer der schwächeren Bände um Annika Bengtzon.