Verbrechen und Lebenskrisen

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buecherfan.wit Avatar

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Mit “Weißer Tod” legt Liza Marklund einen weiteren Roman der Serie um die Journalistin Annika Bengtzon vor.

In der Nähe einer Kindertagesstätte wird die Leiche einer jungen Mutter gefunden. Annika Bengtzon wird von ihrem Arbeitgeber, dem “Abendblatt“, informiert und ist noch vor der Polizei am Fundort der Leiche. Rund um Stockholm sind in der letzten Zeit mehrere Frauen ermordet worden, und Annika untersucht die Zusammenhänge. Dann passiert etwas in ihrem familiären Umfeld: ihr Mann Thomas, der beruflich in Afrika zu tun hat, wird zusammen mit anderen Delegierten einer Konferenz entführt. Annika sorgt sich um ihren Ehemann und unternimmt alles Nötige zu seiner Rettung. Dabei wird sie von Jimmy Halenius, dem Chef ihres Mannes, tatkräftig unterstützt. Schließlich reisen beide nach Afrika zur Lösegeldübergabe.

Ich habe die meisten anderen Titel der Serie gelesen. “Weißer Tod” ist mit Sicherheit nicht Marklunds stärkster Roman. Dafür driften die beiden Handlungsstränge um die ermordeten Frauen und die Entführungsgeschichte zu sehr auseinander. Die Mordserie wird nicht einmal vollständig aufgeklärt. Während die Polizei glaubt, einen geständigen Serientäter gefasst zu haben, ist Annika Bengtzon überzeugt, dass es sich um Beziehungstaten durch die Ehemänner oder Partner der Frauen handelt. Sie selbst ermittelt lustlos und halbherzig, ihr Leben scheint sich in Auflösung zu befinden. Im zweiten Handlungsstrang tritt Ehemann Thomas Samuelsson als Ich-Erzähler auf und beschreibt die qualvolle Geiselhaft und die Brutalität der Entführer. Die politische Dimension - die Forderung Europas Grenzen für Flüchtlinge aus den Krisen- und Kriegsgebieten Afrikas zu öffnen und Schutzzölle abzuschaffen - wird dabei eher gestreift als vertieft. Am Ende ist alles offen: Annikas berufliche Perspektiven ebenso wie die Chancen für ihre Ehe mit dem untreuen Ehemann Thomas, die Zukunft ihres Chefs Anders Schyman und der Zeitung “Abendblatt” und nicht zuletzt die polizeilichen Ermittlungen in der Mordserie. Eine gewisse Rolle spielen außerdem noch die Rivalitäten zwischen den Zeitungen, der Kampf, auch mit ethisch fragwürdigen Mitteln auflagenstärkstes Blatt zu werden und Annika Bengtzons Beziehung zu Mutter, Schwiegermutter und langjähriger Freundin Anne Snaphane, die sie alle im entscheidenden Moment im Stich lassen.

Wie so oft gibt auch der deutsche Titel “Weißer Tod” Anlass zur Verwunderung. Keine der Frauen stirbt durch Eis oder Schnee, sie werden alle durch Messerstiche getötet. Außerdem suggeriert der Titel, dass die Frauenmorde eine zentrale Rolle spielen. Das ist aber keineswegs der Fall.

Alles in allem finde ich Marklunds neuen Roman ziemlich enttäuschend.