weisser Tod

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elohym78 Avatar

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Annika Bengtzon ist leidenschaftliche Journalistin und Mutter. Ihr Mann Thomas Samuelsson geht in seinem Beruf für den Staat auf. Vorallem, weil er viel reisen und auf diesem Weg Frauen treffen kann. Ihr Zusammenleben ist eher gerpägt durch den Alltag, als durch starke Gefühle zueinander. Als Thomas in Kenia mit sechs anderen UN-Delegierten entführt wird, bricht eine Welt zusammen. Annika versucht alles, um ihn aus den Fängen der Entführer frei zu bekommen. Unterstützung findet sie in Jimmy Helenius, Thomas' Vorgesetzten. Zwischen den beiden entbrennen starke Gefühle; durch den Druck der Entführung, aber auch wegen ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Ein gnadenloses Gefühlschaos bricht über Annika herein, an dem sie zu zerbrechen droht.

Das Cover zeigt eine Dornenranke mit blutroten Dornen, der Hintergrund ist schneeweiß. Ich finde es in seiner Einfachheit bestechen und schön. Allerdings hätte ich mir einen stärken Bezug zu dem Inhalt des Buches gewünscht.

Der Schreibstil von Liza Marklund ist stark, kraftvoll und gefühlvoll. So wohl in ihrem Ausdruck, als auch in der Handlung an sich. Die Entführung Thomas' beschreibt die Autorin in der Ich-Perspektive, was den Leser noch näher an die Handlung heranbringt und das Grauen miterleben lässt. Die Gedanken, die ihn plagen, die nagende Angst und Ungewissheit springen förmlich über. Während Thomas in der brütenden Hitze Afrikas leidet, spielt sich Annikas Leben in der klirrenden Kälte Schwedens ab. Zudem wird der Reichtum der westlichen Welt und die erbärmliche Armut Afrikas geschildert. Ich finde diese Gegensätze sehr gut gewählt! Sie bringen Leben in das Buch und halten dem Leser einen Spiegel vor das Gesicht. Liza Marklund schildert die politischen Hintergründe interessant, was mich überrascht hat. Sie werden in die Handlung eingebaut und dienen als Hintergrundinformationen, um Einsicht und ja, auch einen Teil Verständnis für die Entführer aufzubauen.

Zu Beginn wird Thomas als gewissenloser Chauvinist dargestellt. Seine Familie dient mehr als Statussymbol. Er lässt sich immer wieder auf andere Frauen ein, koste es, was es wolle. Selbst während der Entführung denkt er an die hübsche Engländerin und möchte vor ihr stark sein. Mit der Zeit setzt ein Umdenkungsprozess ein. Er besinnt sich auf die wichtigen Dinge im Leben. Diese Entwicklung schilder Liza Marklund zwar gefühlvoll, aber völlig wert frei, was mir sehr gut gefiel.

Auch bei Annika kann  man eine Entwicklung haut nah miterleben. Von einer schwachen Frau, entdeckt sie endlich ihre innere Stärke.

Gut gefallen haben mir die Schilderungen der Presse. Wie die Geier stürzen sie sich auf das Schicksal von Annika und Thomas. Als es kein Bild und keinen Kommentar zu holen gibt, treten prompt andere Dinge in den Vordergrund, wie eine Amok laufende Hand. Gewissenlos, skrupellos und machtgierig, aber doch auch helfend wie Form Annikas Chef Anders Schyman. Auch in diesem Beruf gibt es anscheinend Menschen, die erst ihren Verstand, ihre Menschlichkeit einschalten.

Die vorhergehenden Romane der Autorin kenne ich leider nicht. An manchen Stellen hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass mir Informationen fehlen, aber der Gedanke war kaum greifbar und schnell wieder durch die spannende Handlung vergessen.

Mein Fazit: Ein überraschend tolles Buch! Es lebt durch die Gegensätze und wirkt wie aus dem Leben gegriffen! Lesenswert!