Zwischen Wüste und Winter

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Erscheinungsbild

 

Das Buch liegt in gebundener Form vor mit stabilem dunkelgrauem Papp-Cover. Der Schutzumschlag ist ansprechend gestaltet: Auf weißem bis hellgrauem Grund ist über Titel und Autorennamen ein sehr großer markanter schwarzer Zweig mit sehr großen Roten Dornen abgebildet. Das ist auf jeden Fall ein Eyecatcher, hat aber leider mit dem Roman nichts zu tun.

 

 

Meine persönliche Meinung

 

Der Kriminalroman ist eingeteilt in Abschnitte mit den Überschriften Tag 0 bis Tag 10 mit dem jeweiligen Datum und einem Epilog, der einige Tage nach dem Ende eine Rückschau aus Sicht der Hauptfiguren darstellt.

 

Das Buch beginnt mit einem klassischen Auftakt: Eine Frau wird im tiefen Schnee hinter einer Kindertagesstätte tot aufgefunden. Die Journalistin Annika Bengtzon befindet sich am Fundort und möchte gleich mit den Recherchen für einen Artikel beginnen. Doch sehr bald bricht Unheil über ihre Familie herein. Ihr Ehemann Thomas, der mit einer EU-Delegation die Krisengebiete von Somalia und Kenia besucht, wird durch eine unbekannte terroristische Gruppierung entführt. Annika sieht sich einer Lösegeldforderung gegenüber, die sie unmöglich erfüllen. Der Staatssekretär Jimmy Halenius, der sich als Thomas´ Vorgesetzten verantwortlich fühlt, steht Annika zur Seite und verhandelt mit den Erpressern. Zum großen Teil ist das Buch aus dieser Perspektive erzählt. In einer weiteren Perspektive schildert Thomas als Ich-Erzähler seine Erlebnisse sehr hautnah und als dritten Handlungsstrang erfahren wir aus der Zeitungsredaktion des Abendblattes vom deren Umgang mit den Morden an mehreren Frauen und mit dem Entführungsfall.

 

Durch die verschiedenen Erzählperspektiven wirkt der Kriminalroman abwechslungsreicher. Man merkt, dass Liza Marklund intensive Recherchen angestellt hat zum Thema Entführungen. Die Schilderungen aus Thomas´ Sicht sind sehr sensibel, aber auch wieder schonungslos und gehen wirklich unter die Haut. Diese Einschübe finde ich sehr gelungen, leider sind immer recht kurz.

 

Der Umgang mit der Entführung auf Annikas Seite finde ich leider nicht sehr glaubwürdig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man wirklich nur eine Person abstellt für die Betreuung der erpressten Familie und die Ehefrau selber zuständig sein soll für die Logistik, Organisation, Verpflegung inklusive stets geladener Handyakkus. Ich vermute, dass da doch einiges mehr an Technik aufgebaut und bedient werden muss.

 

Dies ist der 9. Teil der Reihe um Annika Bengtzon. Ich habe bisher erst einen Band davon gelesen. Mir ging es bei diesem aber ähnlich wie in _„Lebenslänglich“_: Ich werde überhaupt nicht warm mit der Person der Annika, sie kommt mir als sehr oberflächlich vor, sie erscheint egoistisch, besitz ergreifend und nicht selten auch dumm. So ist ihr Handeln für mich oft überhaupt nicht nachvollziehbar. Zum Beispiel wird sie vom _„Abendblatt“_ für das Lösegeld finanziell unterstützt, wenn sie über den Entführungsfall einen Bericht schreibt und möglichst aussagekräftiges Videomaterial liefert. Das führt dazu, dass sie in den allerunmöglichsten Situationen die Videokamera zückt und für das Publikum weint.

 

Die Aufklärung des Mordfalles, der eigentlich den Aufhänger für das Buch und die Grundlage für den deutschen Titel des Buches liefert, wird nur im Hintergrund abgehandelt. Die betreffenden Teile sind im Buch teilweise so weit auseinander gestreut, dass ich deren Zusammenhang schon fast vergessen hatte.

 

Sprachlich ist der Roman sehr flüssig geschrieben und liest sich sehr angenehm. Als stilistische Besonderheit sind mir stellenweise sehr viele Klammern aufgefallen. Das finde ich in informativen Texten in Ordnung, aber in einem Roman doch eher ungewöhnlich.

 

Für mich hat dieses Buch die hohen Erwartungen, die ich mit dem Namen von Liza Marklund verknüpfe, nicht erfüllt. Dabei sind die Szenen, die aus der Perspektive der Entführungsopfer beschrieben sind wirklich sehr gut. Ich hatte zwischendurch das Gefühl, als wären die verschiedenen Erzählstränge von verschiedenen Personen geschrieben. Insgesamt ist _„Weißer Tod“_ als Teil einer Serie lesbar und bringt das Privatleben von Annika Bengtzon auch weiter. Aber für mich erscheint der Roman als Ganzes zuwenig abgerundet.

 

Ich würde gerne 3,5 Sterne vergeben. Da es aber nur ganze Sterne gibt und für 4 dann vergleichsweise doch nicht reicht, bleibt es bei 3 Sternen.